© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Umwelt
In der Bredouille
Volker Kempf

Umweltprobleme sollen durch neue Technologien vermieden werden. Die Realität sieht allerdings nicht so einfach aus. Denn jede neu eingesetzte Technologie bringt wieder neue, spezifische Nachteile für die Umwelt mit sich. Das gilt auch für die Windkraft.

Wer fossile Energieträger zur Stromerzeugung durch Windkraft ersetzt, spart nachwachsende Energieträger und produziert weniger Abgase, schafft aber Beeinträchtigungen im Natur- und Artenschutz. Der Ausbau der Windkraft im Schwarzwald kommt daher der grün-roten Landesregierung nicht so schnell voran wie geplant. Beim Ausbau von Offshore-Windparks werden Tiere ebenfalls beeinträchtigt.

Es gibt immer nur die Wahl zwischen verschiedenen Übeln, aber keine Lösungen.

Ein vom Natuschutzbund (Nabu) veröffentlichtes Rechtsgutachten will jedenfalls „grobe Verstöße bei der Genehmigung mehrerer Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee“ nachgewiesen haben. Schweinswale und andere Tierarten würden durch Lärm massiv gestört, Schutzgebiete faktisch mehr als tolerierbar verkleinert. Teilweise sei die Situation absurd, weil erst Schutzgebiete für Wale eingerichtet würden, und wenn darin gebaut werde, würden die zu schützenden Tiere vertrieben.

Was aber tun? Der Nabu ist zwar für den Ausbau von Windkraft, freut sich andererseits darüber, daß die Bundesregierung weniger Energieleistung als genehmigt draußen im Meer gewinnen will. Dies sei die Gelegenheit, besonders problematische Offshore-Gebiete nicht zu nutzen. Strom wird dann durch andere umweltschädliche Maßnahmen gewonnen werden müssen.

Es gibt immer nur die Wahl zwischen verschiedenen Übeln, keine Lösungen. Wer politisch für Windkraft oder Atomkraft mobilisieren will, verklärt diese Zusammenhänge gerne und preist eine einzelne Technik als besonders vorteilhaft an. Mut zum nüchternen Sachverstand muß das Gebot der Stunde sein, auch bei der Windkraft.

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