© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/14 / 21. Februar 2014

Meldungen

Keine Selbsterlösung mit Wissenschaft und Technik

BERLIN. In der modernen Zivilisation kulminiert die Bedeutung der Wissenschaft im Postulat ihres exklusiven Zugangs zur Wirklichkeit. Religiöse Zugänge sind damit versperrt. Gott sei im Sinne der Proklamation Nietzsches dann wirklich tot, und der Mensch, so folgert der Berliner Philosoph Holm Tetens (Neue Zeitschrift für Systematische Theologie, 2/2013), spiele gestützt auf Wissenschaft und Technik nun selber Gott, um sich an der „Weltperfektionierung“ zu versuchen. Doch zeigten Debatten nicht nur über den „Klimawandel“, daß die Perfektionierung der wissenschaftlich-technischen Zivilisation an Grenzen des Projekts „Selbsterlösung“ stoße. Es drohe sich langfristig gegen die Natur und den Menschen selber zu wenden, falls es im Sinne seiner Ziele ungehindert fortschreiten sollte. Das sei „eigentlich ein guter Grund“, das Postulat vom exklusiven Zugang der Wissenschaften zur Realität zu hinterfragen. Ob dies geschehen werde, ist für Tetens zweifelhaft, da wir inzwischen vielleicht zu sehr Kinder des Wissenschaftsglaubens geworden und des metaphysischen Fragens entwöhnt seien. (wm)

www.degruyter.com

 

Kultursensibles Gedenken an die Euthanasie

KÖLN. Am 27. Januar 2014 eröffnete im Paul-Löbe-Haus des Bundestages eine Ausstellung, die an die Zwangssterilisationen und Tötung Behinderter („Euthanasie“) während der NS-Zeit erinnern soll. Die Dokumentation wird finanziert von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Auch Spenden, vornehmlich aus der Ärzteschaft, ermöglichten die Ausstellung, die Ende März auf „Wanderschaft“ geht, um daran zu erinnern, daß „Ärzte planend, gutachtend und ausführend am Krankenmord und an der Zwangssterilisation beteiligt waren“ (Deutsches Ärzteblatt, 4/2014). Parallel zu dem Projekt, das den „Krankenmord als Vorstufe zum Judenmord“ deutet, soll neben der Berliner Philharmonie, dort wo sich vor 1945 in der Tiergartenstraße 4 die Zentrale der reichsweit in Heil- und Pflegeanstalten durchgeführten „T4-Aktion“ befand. soll ein Gedenkort entstehen. Auf ein Informationszentrum wird aber vezichtet, teils aus Kostengründen, teils wegen des „städtebaulich heiklen Standorts“ neben der Philharmonie, wo sich Musikfreunde durch eine aufwendige Gestaltung „provoziert“ fühlen könnten. (ft)

www.aerzteblatt.de

 

Erste Sätze

Wie war Freud wirklich?

Paul Roazen: Sigmund Freud und sein Kreis. Eine biographische Geschichte der Psychoanalyse, Bergisch-Gladbach 1976

 

Historisches Kalenderblatt

24. Februar 1914: Die deutschen Professoren an der Universität Prag drohen mit Kündigung, falls der Vermittlungsvorschlag des k.u.k.-Ministerpräsidenten Karl Graf von Stürgkh im deutsch-tschechischen Nationalitätenstreit in Böhmen angenommen werde.

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