© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/14 / 28. Februar 2014

Douglas Murray. Der homosexuelle Intellektuelle warnt vor der Islamisierung Europas
Der schöne Spötter
Derek Turner

Daß die Etablierung der Homosexualität zu neuen Konflikten mit der islamischen Einwandererkultur führen könnte, wird von deutschen Intellektuellen lieber beschwiegen. Vermutlich in der Hoffnung, der inhärente Widerspruch dieses Teils des Multikulturalismus möge sich eines Tages einfach in Luft auflösen. Ach, wenn das Wünschen doch nur helfen würde ...

Daß dem eher nicht so sein wird, kann der Blick nach Großbritannien lehren, wo Intellektuelle wie Douglas Murray bereits aussprechen, was bei uns noch gerne weggelächelt wird.

Murray, Jahrgang 1979, gilt dort als so etwas wie ein Wunderkind, dessen intellektuelle Brillanz und Erscheinungsbild ihn laut Presse zu „einem der begehrtesten Junggesellen im Lande“ machen. Allerdings hat die Damenwelt der Insel ein Problem: Murray lebt offen homosexuell.

Für Deutsche mit dem hiesigen politischen Tellerrand schwer vorstellbar: Murray hat sich als einer der führenden Vertreter des britischen Konservatismus etabliert. Seine in der Tat geistreichen Meinungsbeiträge, in denen er kein Blatt vor den Mund nimmt, erscheinen im Spectator, dem Referenzblatt der konservativen Intellektuellen – wo er seit 2012 auch Vize-Chefredakteur ist –, ebenso wie im Daily Telegraph, dem Wall Street Journal und vielen weiteren Publikationen. Außerdem ist der Verfasser von vier Büchern regelmäßig im Radio und Fernsehen zu Gast.

Während hierzulande Vertreter der Homosexuellen-Verbände sich bevorzugt an der katholischen Kirche abarbeiten, beklagt Murray, daß diese zwar stets lautstark wegen ihrer Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe kritisiert werde, kritische Worte über islamische Würdenträger, die Homosexuelle „lieber gleich von einer Klippe werfen würden“, aber so gut wie nicht zu hören sind. Ja, Murray diagnostiziert gar einen „heimtückischen islamischen Fundamentalismus aus dem frühen Mittelalter, der uns jetzt und hier angreift“, während Europa von einer „opportunistischen Infektion“ – dem „Aids des Westens“, wie er es nennt – ergriffen sei. Als Beispiel nennt er den Begriff „Islamophobie“, der „unsinnig“ sei, da es „eine beträchtliche Zahl von Gründen gibt, einzelne – nicht alle – Aspekte des Islam zu fürchten.“

Nach all dem dürfte es nicht überraschen, daß Murray sich überdies als überzeugten Zionisten und als „Neokonservativen“ sieht. 2008 gründete er die Denkfabrik Centre for Social Cohesion (CSC), die von Gegnern gerne als „Stinkfabrik“ („Stinktank“) verunglimpft wird. Nun ist Murrays neues Buch, „Islamophilia“, erschienen, in dem er Personen des öffentlichen Lebens, von George W. Bush über Popstars bis hin zu christlichen Geistlichen, wegen ihrer Toleranz gegenüber islamischen Irrwitzigkeiten auf die Schippe nimmt. Das Buch wird zweifellos zu seiner Beliebtheit unter den britischen Rechten beitragen und seine Feinde unter den Linken und Moslems des Landes mehren.

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