© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/14 / 28. Februar 2014

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Treffen der Generationen in der offenen Cafeteria eines Krankenhauses: Großmutter, Mutter und ihr Junge, vielleicht sieben, acht Jahre alt. Die beiden Frauen unterhalten sich, der Junge ist erkennbar gelangweilt. „Mama, kann ich mich ein bißchen umsehen?“ – „Ja, aber geh’ nicht zu weit weg.“ Ich achte nicht weiter auf den Jungen, sehe nicht, in welche Richtung er läuft und was er macht. Es verstreichen keine zehn Minuten, da zerrt die nun sichtlich verärgerte Mutter ihren Jungen wieder an den Tisch. „Ich hab’ dir doch gesagt, das ist hier kein Spielplatz.“ Der Junge protestiert, es geht ein wenig hin und her. Schließlich macht die Mutter eine energische Sitz-Platz-Geste und sagt streng mit erhobener Stimme zu ihrem Sprößling: „Wenn ein Hund das versteht, dann kannst du das doch auch verstehen, oder?“ Sie wiederholt Geste und Satz noch einmal nachdrücklich. Schließlich gibt der Junge Ruhe, die Frauen nehmen ihr Gespräch wieder auf. So also geht Kindererziehung der etwas anderen Art.

Existentielle Krisen sind Lehrmeister des Daseins; sie scheiden Wichtiges von Unwichtigem.

„Godwins Gesetz“, benannt nach dem Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin, besagt, daß sich mit zunehmender Dauer einer Diskussion die Wahrscheinlichkeit, daß jemand einen NS- oder Hitler-Vergleich äußert, dem Wert eins annähert. Entsprechend dazu könnte man eine Gesetzmäßigkeit aufstellen, wonach in Diskussionen übers Theater, insonderheit das Musiktheater, irgend jemand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Totschlagvokabel „Regietheater“ verwendet und sich die Debatte fortan nur noch um diesen Reizbegriff dreht.

Das Nervtötende an Zusammenkünften türkischer oder arabischer Großfamilien ist vor allem ihre völlig unangemessene Lautstärke, in der sie stattfinden.

Musik, mit der man aufgewachsen ist, prägt einen gemeinhin für den Rest des Lebens. So schallt seit Wochen immer wieder mal Supertramp aus den heimischen Boxen oder Kopfhörern, das Album „Crime of the Century“ aus dem Jahr 1974. Es war die Platte, mit der die britische Pop-/Rockband um Roger Hodgson und Rick Davies ihren kommerziellen Durchbruch erzielte. Der Opener „School“ gehört zu meinen musikalischen Allzeit-Favoriten, nicht zuletzt wegen der großartigen Schlußstrophe: „Es ist ganz allein eure Entscheidung, wenn ihr so sein wollt und wenn ihr es so sehen wollt – ihr seid Mitläufer!“

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