© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/14 / 28. Februar 2014

Blick in die Medien
Kiew und der ARDZDF-Totalausfall
Ronald Gläser

In Kiew war die geplante Erstürmung des Maidan mehrere Tage vorher bekannt. Es war zwar nur ein Gerücht, aber es machte die Runde. Grund genug für einen Nachrichtensender, der seine Arbeit ernst nimmt, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Bei ARD und ZDF erlebten die Zuschauer jedoch einen Totalausfall. Es dauerte einen Tag, bis sie, die über Milliardenetats verfügen, mit Korrespondentenberichten aus der ukrainischen Hauptstadt aufwarten konnten.

Die Zuschauer von BBC und CNN wurden da wesentlich besser informiert. Die Amerikaner etwa sendeten die ganze Nacht auf den Mittwoch (26 Tote) Livebilder vom brennenden Maidan. Die ARD rechtfertigte sich mit Personalengpaß: „Im Zuge eines Personalwechsels in Kiew konnte unsere Korrespondentin Golineh Atai erst nach 20 Uhr dort ankommen“, sagte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann. Daher wurde kein Brennpunkt produziert.

Später gab es eine Liveschaltung nach – Moskau. So als wäre jemand besser über das Geschehen in Kiew informiert, weil er in Moskau sitzt statt in München. Das ist albern. Dann im ZDF die peinliche Panne mit einem Vertreter der Heinrich-Böll-Stiftung (Grünen-nah), dessen Handyverbindung während des Interviews abbrach.

Überhaupt waren die neuen Medien einmal mehr die wichtigste Informationsquelle.

Private Medien waren besser vorbereitet. Bild-Chefreporter Paul Ronzheimer twitterte wie ein Verrückter, gönnte sich in den ersten Nächten nur wenige Stunden Schlaf und verbreitete immer neue, schockierende Bilder. Unter den Toten befand sich auch ein Mitarbeiter der Zeitung Westi. Das ist traurig, beweist aber, daß andere Medien viel viel näher dran waren. Respekt.

Überhaupt waren die neuen Medien einmal mehr die wichtigste Informationsquelle. „Die Revolution wird nicht im Fernsehen gezeigt“, besagt eine Journalistenweisheit. Das stimmt. Bei Facebook und Twitter hingegen werden wir schon davon erfahren.

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