© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/14 / 28. Februar 2014

Leserbriefe

Zu: „Von Heuchlern regiert“ von Michael Paulwitz & „Lauter Verlierer“ von Paul Rosen, JF 9/14

Haltbarkeitsgrenze überschritten

Diese Affäre zeigt das erschütternde Bild eines Parteienstaates, dem der Normalbürger nur ungläubig und fassungslos gegenüberstehen kann. Die Rede ist von Geheimnisverrat – bei einem „Geheimnis“, das ihnen schon seit fünf Monaten bekannt war. Eine Staatsanwaltschaft, die keine Skrupel kannte, gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff einen nur auf Verdächtigungen und Verleumdungen gestützten Feldzug zu führen, der bis heute andauert, aber bei klaren Indizien und Beweisen gegen Edathy so lange wartete, bis dieser Beweismaterial vernichten und schließlich selbst verschwinden konnte.

Unsere grünen Sexualaufklärer stoßen sich nicht etwa an Kauf und Besitz von Bildern nackter Kinder eines Bundestagsabgeordneten, sondern – genau wie die SPD – an einem angeblichen Geheimnisverrat des ehemaligen Bundesinnenministers Friedrich. Währenddessen will Merkel durch dessen Rücktritt ein schon vor langer Zeit verlorengegangenes Vertrauen in unseren Rechtsstaat wiederherstellen. Gibt es wirklich jemanden, der daran glaubt?!

Margot Kaczmarek, Hasbergen

 

Gezielte Kampagne

Die JF bläst im „Fall Edathy“ leider ins gleiche Horn wie die übrigen Massenmedien. Doch wenn Parteispitzen durchsickern lassen, gegen Edathy werde wegen Besitz von Kinderpornographie ermittelt, und es auf bloßen Verdacht hin zu einer Hausdurchsuchung kommt, bei der auch die Presse anwesend ist, riecht das förmlich nach geplanter Medienhetze. Ohne klare Beweislast wird für eine Vorverurteilung gesorgt, die eines Rechtsstaates unwürdig ist. Gegen andere aktive Politiker wie etwa Daniel Cohn-Bendit oder Volker Beck wird hingegen nicht ermittelt, obwohl sie sich explizit positiv über Pädophilie geäußert haben. Wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen?

Vielleicht, weil die gewissenhafte, gründliche Arbeit des Innenexperten Edathy im NSU-Untersuchungsausschuß für bestimmte Machtstrukturen zu gefährlich wurde? Schließlich mußten im Zuge der NSU-Affäre einige hochrangige Verfassungsschutzleute den Hut nehmen. Bis heute steht die Aufklärung der geheimnisvollen Morde immer noch aus.

Matthias Hartmann, Herzebrock-Clarholz

 

 

Zu: „Die schrille Hilflosigkeit“ von Dieter Stein, JF 9/14

Sich seiner Toten schämen

Deutschland ist wohl das einzige Land auf dieser Welt, das sich seiner Toten schämt, ja diese für ihr Leid und Sterben selbst verantwortlich macht. Ursache ist nicht allein der verlorene Krieg, sondern sind die Behauptungen der Alleinschuld. Diese Nachkriegspropaganda hat es geschafft, aus unserem Volk eine Herde sadomasochistischer Gutmenschen zu machen, die sich in ihrer Rolle dazu versteigen, ihre Vorfahren allesamt als Massenmörder zu betrachten. Doch das Bombardement von Frauen und Kindern, wie in Dresden und allen anderen größeren Städten in Deutschland, war und ist ein Kriegsverbrechen. Unstreitig ist, daß die englische Regierung unter Churchill diesen Bombenkrieg bewußt gewollt und 1940 begonnen hat. Das Verhalten der heutigen Generation gegenüber ihren Vorfahren ist schäbig und unwürdig. Dieses Deutschland ist ein Fall für den Psychiater.

Manfred H. Schmidt, Sankt Augustin

 

Weder Schule noch Elternhaus

Was jährlich in Dresden geschieht, ist meines Erachtens mit „schriller Hilflosigkeit“ zu milde beurteilt.

Ich lebte als Kind in Dresden-Blasewitz und war bei Kriegsende sieben Jahre alt, ging also in die zweite Grundschulklasse. Daß es ein Thema „Juden“ gab, war mir völlig unbekannt. Weder in der Schule, im Elternhaus, noch in Freundes- und Bekanntenkreisen wurde über Juden gesprochen. Auch im Straßenbild waren sie nicht auffällig. Ich ging ja fast täglich zum Milchholen im Bauernhof unweit des Blasewitzer Geschäftsviertels am Schillerplatz, habe aber nie erlebt, daß Menschen mit dem gelben Stern, dessen Bedeutung mir niemand erklärte und dem ich demnach auch keine Aufmerksamkeit schenkte und ihn als einen Schmuck ansah, anders behandelt wurden.

Ich erinnere mich deutlich, daß ich einmal einen sehr eindrucksvollen alten Mann, der mit seinem langen weißen Bart fast wie ein Märchengroßvater aussah, mit einem bilhübschen Mädchen, etwa in meinem Alter, im Lebensmittelladen vor mir hatte. Beide trugen den gelben Stern, was für mich zusammen mit der fast folkloristisch wirkenden Kleidung einfach toll aussah. Ich hatte den Eindruck, daß dieser Mann durch seine Aura bei allen Leuten regelrecht Ehrfurcht erweckte und alle das hübsche Mädchen bewunderten und nicht, wie heute von uns Dresdnern behauptet wird, als Juden „schikaniert und mißhandelt“ wurden. Zu behaupten, daß die Dresdner kollektiv an den NS-Schandtaten beteiligt waren, ist schlichtweg bösartig.

Christa Wehlte, Erbach

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Mehr Demokratie wagen!“, JF 8/14

Barroso leistet einen Bärendienst

Die Schweizer Bevölkerung hat sich mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, künftig weniger Migranten in ihren Reihen aufzunehmen. Das ist zuallererst das Ergebnis eines direktdemokratischen Prozesses. Ob in einer solchen Entscheidung auch wirtschaftspolitische Weitsicht ihren Ausdruck findet, sei dahingestellt. In jedem Falle verrät der im Gleichschritt geheulte Katzenjammer von EU-Lobby und Medien bei genauer Betrachtung sehr viel mehr über die Dauerempörten selbst, als über ein seit Jahrhunderten in Demokratie geübtes Volk von acht Millionen Menschen.

Man halte sich an die Fakten: Über die letzten Jahre hatte die kleine Schweiz einen jährlichen Nettozuzug von 80.000 Migranten zu verkraften. Circa ein Viertel aller in der Schweiz lebenden Menschen hat derzeit keinen einheimischen Paß. Statistisch betrachtet kommen damit bereits 196 Einwohner auf einen Quadratkilometer Landfläche. Die Bundesrepublik müßte – gemessen an ihrer jetzigen Einwohnerzahl – das zehnfache Kontingent verkraften, wollte man diese Proportionen eins zu eins übertragen! Da sollen die Eidgenossen ihre berechtigten Sorgen nicht artikulieren und ganz demokratisch auch mal „Stopp!“ sagen dürfen?

Natürlich ist es richtig, dem Instrument der Volksabstimmung oder ähnlichen plebiszitären Elementen mit gesundem Mißtrauen zu begegnen. Doch wer kritisiert, muß auch adäquate Gegenvorschläge unterbreiten können und dabei Roß und Reiter nennen! Vielleicht besinnen sich Barroso und Co. bald eines Besseren und sehen ein, daß die unverhohlenen Drohungen Richtung Helvetien auf lange Sicht einen Bärendienst in den Bemühungen leisten werden, den Schweizern eine größere Affinität zur EU abzutrotzen.

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zum Leserbrief: „Eine Beleidigung für alle Rentner“ von Bodo & Renate Lorenz, JF 9/14

Lebenslüge vor Staatsschulden

Dieser Leserbrief ist bezeichnend für die Ansichten eines Großteils von Angehörigen der heutigen Rentnergeneration. Gerade die Personengruppen der zwischen 1935 und 1945 Geborenen neigen oftmals zu Selbstmitleid und verweisen gerne auf ihre jahrzehntelangen Arbeitsverhältnisse. Aus heutiger Sicht mutet es eher wie eine Lebenslüge an. Schließlich hat uns diese Generation enorme Staatsschulden hinterlassen.

Damals gab es kaum „prekäre“ Arbeitsverhältnisse und das Schuldenbarometer stieg und stieg. Die politische Klasse konnte seinerzeit eben Wohltaten an die Wähler verteilen und die Bürger nahmen es gerne an. Davon können die Jüngeren heute nur träumen, da die Situation auf dem Arbeitsmarkt ganz anders aussieht. Die Zwanzig- bis Dreißigjährigen eilen von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten und können sehen, wo sie bleiben. Der Luxus von jahrelangen oder gar jahrzehntelangen Betriebszugehörigkeiten wird den wenigsten vergönnt sein.

Auch auf Senioren hinzuweisen, die sich Nahrung aus dem Müll holen, ist albern. Es gibt genauso Jüngere, die das tun (müssen). Man möge doch nur mal einen Blick in die zahlreichen Tennis-, Golfvereine, Fitneßstudios und auf die Kreuzfahrtschiffe werfen, die fest in der Hand von saturierten Rentnern sind.

Frank Fechner, Berlin

 

 

Zu: „‘Die Einzigartigkeit des Westens’“, im Gespräch mit Ricardo Duchesne, JF 8/14

Kein Prozeß der Zivilisation

Sollte Professor Duchesnes Titel „The Uniqueness of Western Civilization“ ins Deutsche übertragen werden – was sehr begrüßenswert wäre –, so empfiehlt sich als Titel „Die Einzigartigkeit der westlichen Kultur“. Denn der Begriff hat im Englischen eine andere Genese als im Deutschen. Auch der „Clash of Civilizations“ ist seinerzeit nicht ohne Grund mit „Kampf der Kulturen“ ins Deutsche übersetzt worden.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zur Meldung: „Frakionen einigen sich auf Diätenerhöhung“, JF 8/14

Aufstocker der besonderen Art

Die große Koalition der Blockparteien hat beschlossen, die Diäten der Bundestagsabgeordneten um mehr als zehn Prozent zu erhöhen. Damit sind sie Aufstocker der besonderen Art. Wir dürfen gespannt sein, welche vertrockneten Brotkrumen die „Volksvertreter“ in diesem Jahr den Rentnern hinwerfen werden, die über keine Lobby verfügen. Die Altersarmut galoppiert.

Jürgen Strate, Bad Neuenahr

 

 

Zu: „Mal den Putzlappen zur Hand nehmen“ von Richard Stoltz, JF 8/14

Ernsthafter Forschungsbedarf

Der vom Autor so belächelte „Schimmel“ an alten Orgeln ist eine sehr bedrohliche Erscheinung, die bereits 1851 von O. L. Erdmann an alten Orgelpfeifen aus der Schloßkirche von Zeitz beobachtet wurde. Sehr alte Zinngegenstände bedecken sich ohne sichtbaren äußeren Anlaß mit grauen warzenförmigen Aufblähungen, aus denen ein graues Pulver herausquillt. Diese Erscheinung wird als „Museumskrankheit“ oder „Zinnpest“ bezeichnet, weil sie sich, wie bei einer ansteckenden Krankheit, beliebig hervorrufen läßt, indem man sauberes „gesundes“ Zinn einritzt und mit dem grauen Pulver „infiziert“.

Tatsächlich handelt es sich bei der Zinnpest aber nicht um eine echte Krankheit im bakteriologischen Sinne, sondern um die physikalische Umwandlung (Kristallisation) des metallischen Zinns in seine halbmetallische, graue Modifikation, das alpha-Zinn. Unterhalb von 13,2 Grad Celsius ist dieses alpha-Zinn die stabile Modifikation, und demgemäß verfällt das weiße, metallische Zinn dieser Umwandlung meistens dort, wo die mittlere Jahrestemperater unterhalb dieser Grenze liegt, wie typischerweise in ungeheizten Kirchen.

Durch die Zinnpest entstehen schwere, meist irreversible Schäden an den betroffenen Antiquitäten aus Zinn, die nicht mit einem „Putzlappen“ zu beseitigen sind. Durch Zugabe geeigneter Legierungselemente (Blei, Antimon oder Wismut), die als Inhibitoren der Umwandlung wirken, läßt sich heutzutage die Bildung von alpha-Zinn bei neuen Objekten verhindern. Alte Legierungen bleiben lebenslänglich „wehrlos“ gegen die Zinnpest, falls nicht zerstörungsfreie Verfahren zur „Immunisierung“ des Zinns gefunden werden können. Diesen Forschungsbedarf sollte Herr Stoltz nicht mit albernen Vorschlägen ins Lächerliche ziehen.

Dr. Siegfried W. Schmidt, Aßlar

 

 

Zu: „Triumph der Homo-Lobby“ von Thorsten Brückner, JF 8/14

Vermutlich gaaanz pöhse rechts

Ich bin selber homosexuell und ich muß sagen, daß mir das Vorhaben, homo-kritische Äußerungen zu kriminalisieren, absolut nicht behagt, weil damit das Recht auf freie Meinungsäußerung unzulässig eingeschränkt wird. Es ist doch so: Linke Homo-Aktivisten fordern und fordern, und die Grünen wollen das dann umsetzen und machen gleich eine totalitär anmutende Ideologie daraus. Jeder, der dann noch Ehe und Familie als Fundament der Gesellschaft hochhält, wird gleich als „homophob“ gebrandmarkt. Das gleiche Spiel haben wir beim Kampf gegen Rechts, obwohl es in einer funktionierenden Demokratie normal sein sollte, rechts zu sein, ebenso wie links oder liberal. Als nächstes wird wohl auch die Islamkritik verboten und ein sogenanntes „Beleidigen“ des Propheten Mohammed schariagerecht unter Strafe gestellt. Alles immer schön im Namen von Vielfalt, Toleranz und zum Schutz von Minderheiten.

Jetzt bin ich bestimmt ein gaaanz pöhser rechter, islamfeindlicher und homophober Homosexueller. Was es nicht alles gibt. Die Diktatur der politischen Korrektheit macht es eben möglich.

Michael Roediger, Düsseldorf

 

Heterosexuelles Gros

Ob diese Herrschaften wohl einmal darüber nachgedacht haben, daß sie gar nicht auf der Welt wären, wenn ihre Eltern ihrem Ideal gefolgt wären? Die Menschheit wäre längst ausgestorben, wenn nicht das Gros der Menschen heterosexuell wäre. Ich finde, die Homos sollten nicht ständig ihre normal veranlagten Mitmenschen mit unverschämten Forderungen nerven.

Erika Fick, Lübeck

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