© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/14 / 28. Februar 2014

Knapp daneben
Verschwörung gegen Guardiola
Karl Heinzen

Der Griff nach den Sternen war das einzige Ziel, das der FC Bayern München nach den Triumphen des vergangenen Jahres noch anstreben konnte. Er wird jedoch gründlich danebengehen.

102 Punkte kann eine Mannschaft in der Bundesliga einfahren, wenn sie alle Spiele gewinnt. Diese Latte haben die Bayern bereits am 4. Spieltag gerissen, als sie mit 1:1 beim SC Freiburg untergingen. Und es kam noch schlimmer. Schon vier Spieltage später patzten sie ebenfalls mit 1:1 bei der Leverkusener Gurkenelf. Damit war auch die Chance verspielt, es wenigstens auf eine dreistellige Punktzahl zu bringen. Noch nie mußte ein Spitzenteam so früh sein Saisonziel beerdigen.

Unterdessen ist in der Säbener Straße eine neue Bescheidenheit eingekehrt. Man wäre schon zufrieden, wenn am Ende der eine oder andere Punkt mehr als in der Vorsaison auf dem Konto wäre und man nicht erst am 28. Spieltag als Meister feststünde.

In der Spielzeit 1971/72 erzielten die Mannen um Franz Beckenbauer sage und schreibe 101 Treffer.

Die Hoffnung, auch den von den Bayern selbst gehaltenen Torrekord der Liga zu knacken, scheint hingegen verflogen zu sein. In der Spielzeit 1971/72 erzielten die Mannen um Franz Beckenbauer, die als einzige der Vereinsgeschichte den Namen einer goldenen Generation verdienen, sage und schreibe 101 Treffer. Von einem solchen Torrausch ist bei den Bayern von heute nichts zu spüren.

Die Leidtragenden sind die Fans. Sie müssen mit ansehen, wie Trainerguru Pep Guardiola sein Team auf ein Spiel trimmt, in dem nur noch Ballsicherheit und Risikoscheu zählen. Zu Recht hat sich die ganze Liga gegen ihn verschworen. Wer gegen die Bayern antritt, hat gar nicht mehr die Absicht, zu siegen. Manche Mannschaften nutzen diese Begegnungen dazu, Stammspielern eine Pause zu gönnen. Durch diese perfide Strategie wird Guardiola darüber im ungewissen gelassen, wo sein Team wirklich steht und was zu verbessern ist.

Doch irgendwann wird dieser Spuk ein Ende haben. Die Gegner werden wieder kämpfen und vielleicht auch ab und zu gewinnen. Ob dieser Traum in Erfüllung ging, werden aber erst unsere Nachfahren beurteilen können.

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