© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/14 / 07. März 2014

Dagmar Metzger. Paukenschlag: Die umstrittenste AfD-Politikerin ist zurückgetreten.
Die Unbequeme
Marcus Schmidt

Daß ihr überraschend verkündeter Rücktritt am Dienstag sehr gegensätzliche Reaktionen hervorrief, ist nicht verwunderlich. Denn die Pressesprecherin der Alternative für Deutschland (AfD), Dagmar Metzger, polarisierte. Den einen war sie die Garantie für die ungewöhnlich breite Wahrnehmung der jungen Partei in der Öffentlichkeit, andere warfen ihr vor, sie wolle die politischen Koordinaten der AfD nach links verschieben. Tatsächlich hatte sie sich nie darauf beschränkt, nur den Medien die Politik der Partei zu vermitteln, sondern immer den Anspruch erhoben, diese mitzugestalten.

Mittlerweile sind viele Geschichten über die Münchnerin, geboren 1963 in Baden-Württemberg, im Umlauf. Vor allem für die Vertreter des konservativen Flügels ist sie ein rotes Tuch. Diese hatten sie im Verdacht, sie wolle aus der Alternative eine linksliberale Partei machen, quasi eine „FDP 2.0“. Nachdem Metzger bei der bayerischen Delegiertenwahl für den Europaparteitag gegen den damaligen Chef der Parteijugend, Torsten Heinrich, unterlegen war, warf sie diesem im Münchner Merkur nationalistische Parolen vor. In AfD-nahen Internetforen wurde ihr daraufhin vorgehalten, zum wiederholten Male die Presse für ihre parteiinternen Interessen einzuspannen. Die Wogen gingen hoch – gar von Parteiaustritt war die Rede. Auch wenn Metzger dies später dementierte, sorgte der öffentliche Streit kurz vor dem Parteitag für Unruhe und führte schließlich dazu, daß Metzger auf eine Kandidatur für die Liste zur Europawahl verzichtete.

Jüngster Aufreger, und vermutlich Auslöser für Metzgers Rückzug, ist die von ihr vorangetriebene Gründung einer AfD-nahen Stiftung. Kritiker sahen darin den Versuch der umtriebigen PR-Frau, sich dauerhaft Einfluß in der Partei zu sichern.

Dabei genießt Metzger in der Parteiführung einen exzellenten Ruf. Nicht nur AfD-Sprecher Bernd Lucke schätzt ihre Arbeit ungemein. Und in der Tat ist der Blitzstart der Alternativen von der Gründung im Februar 2013 bis zur Bundestagswahl im September ohne Metzger und ihre PR-Agentur „Wordstatt“ kaum denkbar. Die Pressearbeit war von Anbeginn äußerst professionell. Das Fachblatt PR-Magazin verlieh Metzgers Arbeit das Prädikat „erstklassig“ – vor allen anderen Parteien.

Mit der liberal-konservativen Internetseite „Kolibri“ hat sich Metzger zusammen mit Gleichgesinnten eine Plattform in der AfD geschaffen und so ihren politischen Gestaltungswillen untermauert. Die Seite soll ein Forum bieten, „in dem politische Ideen zur Disposition gestellt werden und jeder Art extremer Ideologie eine Absage erteilt wird“. Ihre Gegner wittern erneut den Versuch, die AfD auf diesem Wege nach links zu rücken. Auch nach ihrem Rücktritt wird mit Metzger zu rechnen sein.

www.kolibri-afd.de

Bericht Seite 5

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen