© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/14 / 07. März 2014

Hallo, ich lebe noch!
Fataler Irrtum: Ein für tot erklärter Mann wacht im Leichensack wieder auf
Richard Stoltz

Makabres Intermezzo: Können sich heutige Mediziner wirklich so irren? Vorige Woche hat doch tatsächlich einer von ihnen in Lexington (US-Staat Mississippi) einen 78jährigen Patienten für tot erklärt, obwohl der noch durchaus lebendig war und nur in einer Art Bewußtlosigkeit lag. Die „Leiche“ sollte gerade zur Einbalsamierung ins Bestattungsinstitut gebracht werden und lag schon im Leichensack, da wachte der vermeintliche Tote plötzlich auf – und wäre vor Schreck beinahe gleich wirklich gestorben.

Lebendig begraben werden, eine grausigere Vision ist kaum vorstellbar. Zum Glück haben die Fortschritte der modernen Medizin die Gefahr eines solchen Irrtums gründlich verbannt – so glaubte man wenigstens. Der letzte weithin bekanntgewordene Fall liegt über hundert Jahre zurück, ereignete sich im März 1896 und war wohl auch einer der spektakulärsten.

Unter dem launigen Titel „Mißlungene Aufbahrung“ las man damals in der zwar strikt säkularistischen, aber sehr verläßlichen, in Berlin erscheinenden Vossischen Zeitung: „Zwei Tage lag der Bischof von Lesbos, Nicephorus Glycas, schon aufgebahrt. Die Gläubigen defilierten an seinem Sarg vorbei, und mehrere Würdenträger hielten die Totenwache. Plötzlich setzte sich der Bischof auf und herrschte die Defilierenden an: ‘Laßt doch das Gaffen sein!’ Die mit großer Sorgfalt vorbereitete Beerdigung fand nicht statt.“

Ob der jetzt aus dem Leichensack wieder auferstandene Walter Williams seine Einbalsamierer in ähnlicher Weise anraunzte wie einst Bischof Glycas auf Lesbos die seinen, ist nicht überliefert. Der hinzutretende Gerichtsmediziner erklärte ihm stotternd, daß wahrscheinlich sein Herzschrittmacher stehengeblieben und erst im warmen Leichensack wieder angesprungen sei. Mr. Williams soll erwidert haben: „Lieber ein Handy mit ins Grab geben als einen Schrittmacher, damit ich unter der Erde aus dem Sarg heraus nach Hilfe telefonieren kann.“ Wackerer Mann!

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