© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/14 / 07. März 2014

Die Hand des Comandante
Zum Tod des kubanischen Revolutionärs Huber Matos
Paul Leonhard

Huber Matos, einstiger Kampfgefährte von Fidel Castro, ist tot. Am vergangenen Donnerstag ist der ehemalige Comandante in Miami im Exil 95jährig an einem Herzinfarkt verstorben.

Im Gegensatz zu anderen hohen Offizieren der Rebellenarmee ist Matos auf Kuba kaum noch bekannt. Dabei hatte er als Kommandeur der Neunten Kolonne am 1. Januar 1959 Santiago de Cuba, die zweitgrößte Stadt des Landes, erobert. Die Gebrüder Castro tilgten jedoch seinen Namen schon ein knappes Jahr nach dem Sieg der Revolution aus den Annalen. Filmaufnahmen verschwanden in den Archiven, Fotos wurden beschnitten. Kein einfaches Unterfangen, stand doch Matos stets zur Linken Fidel Castros, als die Revolutionäre Anfang Januar 1959 in Havanna einzogen. So sieht man auf einem Schwarzweißfoto nur noch einen skeptisch schauenden Castro neben dem erfolgreichen Guerillaführer Camilo Cienfuegos und eine Hand, die ein Maschinengewehr hält: die des in Ungnade gefallenen Huber Matos.

Matos, Lehrer aus Manzanillo, war einer der ersten internen „Säuberungsaktionen“ der Gebrüder Castro zum Opfer gefallen. Aus Protest gegen den zunehmend antidemokratischen Kurs und die Ernennung des Kommunisten Raúl Castro zum Verteidigungsminister hatte Matos um seine Entlassung gebeten. 15 seiner Offiziere folgten dem Beispiel. Zuvor hatte Matos, zu diesem Zeitpunkt Militärgouverneur der reichen Provinz Camagüey, Fidel Castro noch an die einstigen Ziele der Revolution erinnert: Freiheit, Recht, Demokratie, freie Wahlen. Doch Castro ließ den einstigen Compañero durch Cienfuego festnehmen. Der führte zwar den Befehl aus, bezeichnete diesen später aber als „Fehler“. Als Matos im Dezember 1959 wegen „konterrevolutionären Hochverrats“ in einem Schauprozeß zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt wurde, war Cienfuegos bereits tot. Der nach Fidel und Che Guevara populärste Führer war auf einem Inlandsflug samt Flugzeug spurlos verschwunden.

Matos saß seine Gefängnisstrafe komplett ab, emigrierte 1979 nach Costa Rica und später in die USA. 1981 gründete er die Partei „Unabhängiges und demokratisches Kuba“, die aber innerhalb der kubanischen Exilgemeinde bedeutungslos blieb. 2002 erschienen seine Erinnerungen, die Matos unter dem Titel „Wie es Nacht wurde“ auch in Berlin vorstellte. Castro warf er darin „Feigheit im Innersten“ vor. Vergeblich hatte Matos gehofft, Fidel Castro zu überleben, um nach Kuba zurückkehren zu können. Seine letzten Worte lauteten: „Der Kampf geht weiter, es lebe das freie Kuba.“

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