© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/14 / 07. März 2014

Existenzsichernd im Preis und in der Region erzeugt
Lebensmitteldumping: Fair gehandelte Milch mit neuem Geschäftsmodell
Tobias Schmidt

Wer im Supermarkt etwas mehr für seine Milch zu zahlen bereit ist, hilft, die Existenz der Milchbauern zu sichern. Für diese geht es seit Jahren ums nackte Überleben. Dabei ist der Milchverbrauch der Deutschen immens. Im Jahr 2011 waren es pro Kopf etwa 84 Kilogramm Milch, Milchmischgetränke und Joghurts sowie sechs Kilogramm Butter, 5,6 Kilo Sahnerzeugnisse und 23 Kilo Käse. Aber den Deutschen ist ihre Milch wenig wert. Preissteigerungen kommen beim Erzeuger nicht an.

„Die faire Milch“ ist die Marke des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Deren Vorsitzender Romuald Schaber klagte schon 2010 in seinem Buch „Blutmilch“: „Der Preis für Milch steigt stetig, und wir haben nichts davon [...] Die Einkommen der Erzeuger gehen zurück, die Betriebe verschwinden, der Endverbraucher zahlt dafür mehr.“ Die Milch werde zur „Blutmilch“, weil die Bauern zunehmend Selbstmord begingen. Zwar gibt es hierüber in Deutschland keine Statistiken. Für Frankreich aber ist durch das Institut für Gesundheitsüberwachung belegt, daß sich jeden zweiten Tag ein Bauer das Leben nimmt.

Die jüngst gegründete „Fair Food eG“ des BDM will Erzeuger und Verbraucher nun näher zusammenbringen. Der Genossenschaft können Endverbraucher und Unternehmen als „investierende Mitglieder“ beitreten. Die Landwirte sind als Erzeuger „ordentliche Mitglieder“. Anteile kosten je 500 Euro. Vorteile für den Verbraucher ergäben sich aus den regional hergestellten Produkten, die durch den Kauf die eigene Verzinsung steigern sollen. Für die Erzeuger bietet es neben der nachhaltigen Produktion eine zusätzliche Einnahmequelle. Ziel dieses Projektes sei es, die Erzeugung regional hergestellter Lebensmittel und Arbeitsplätze zu sichern. Daß die Fair-Food-Genossenschafter sich das nötige Kapital nicht bei der Bank besorgen, darf indes mißtrauisch machen.

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