© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

CD-Kritik: Laibach
Schluß mit lustig
Sebastian Hennig

Die Presseerklärung zur neuen Platte von Laibach, „Spectre“, beginnt und endet mit abgewandelten Marx-Worten: „Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst von Laibach.“ Es folgt eine Absage an die Indifferenz und das diskursive Spiel: „Es sind Zeiten, in denen Freund und Feind verschwimmen. Zeiten, die nach Direktheit verlangen.“ Das Kollektiv Laibach war in den Neunzigern etwas in die Krise geschlingert. Erst der Videoclip „Tanz mit Laibach“ (2003) erreichte wieder die sinnliche Radikalität früherer Arbeiten. Hier regte sich schon ein erstes Signal zum Bewußtsein einer neuen Lage, die sich immer unausweichbarer abzuzeichnen begann. Mit der Nationalhymnen-Anthologie „Volk“ (2006), der Bach-Paraphrase „Laibachkunstderfuge“ (2008) und zuletzt mit der Musik zur Klamotte „Iron Sky“(2012) wurde noch einmal Aufschub gewonnen vor der neuen Häutung.

Jetzt ist Schluß mit lustig. Der ironische Himmel wird eingerollt, und es ist die Rede vom „Aufruf zur Revolution angesichts bedrohlicher Zeiten“. Gleich der erste Titel auf „Spectre“ ist ein Heldenlied in einer für Laibach ganz neuartigen Form der Affirmation: „Whistleblower“.

Und zuletzt heißt es auf dem Waschzettel: „Schließlich haben Laibach in all den Jahren die Welt verschieden interpretiert. Nun käme es darauf an, sie zu verändern.“ Wohlan!

Laibach, Spectre Mute, 2014 www.laibach.org http://mute.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen