© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

DVD: Implanted
Vom Verlust der Identität
Werner Olles

Das Thema Identitätsverlust zählt seit Don Siegels Klassiker „Die Dämonischen“ (1956) zu den wichtigsten und beliebtesten Topoi des Science-fiction- und Mystery-Thrillers. Die verzweifelte Suche nach der eigenen Identität bedeutet dabei auch immer Kampf um Sein oder Nichtsein, um Leben oder Tod, da läßt das Genre nicht mit sich spaßen.

In Thomas Verrettes Thriller „Implanted – Die Erinnerung lügt“ hat der Student Ethan Galloway (Justice Leak) nach einem beinahe tödlichen Autounfall das Problem, daß er Realität und Fiktion nicht mehr unterscheiden kann. Er weiß nicht, daß sein Vater (Robert Pralgo), ein bekannter Neurochirurg, ihn einer experimentellen operativen Prozedur unterzogen hat, um sein Leben und sein Gedächtnis zu retten. Doch die Nebenwirkungen sind weit größer und gefährlicher, da Ethan nun erst recht nicht mehr in der Lage ist, zwischen Einbildung und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Während seiner Suche nach der Wahrheit lernt er die junge Französin Camille (Elizabeth Keener) kennen, und die beiden verlieben sich ineinander. Aber auch Camille scheint von einem dunklen Geheimnis umgeben, da sie auf eine mysteriöse Art und Weise mit der Geschichte seiner Familie verbunden ist. Als Ethans alkoholabhängige und von seinem Vater getrennt lebende Mutter einen Selbstmordversuch verübt, überschlagen sich die Ereignisse. Ein Kollege seines Vaters offenbart ihm, was nach seinem Unfall im Krankenhaus mit ihm geschehen ist. Und Ethan faßt einen mutigen Entschluß, der zwar sein ganzes bisheriges Leben verändern wird, aber ihn endlich auch der grausamen Wahrheit ins Gesicht sehen läßt …

„Implanted“, nach Verrettes Debüt „Distant Walls“ (2008) sein zweiter Spielfilm, ist eine reizvolle Mischung aus Science-fiction und Mystery. Visuell sparsam inszeniert, vermeidet er bewußt Horrorelemente und verläßt sich ganz auf die Wirkung geistigen und psychischen Terrors. Der kühne Thriller läßt den Zuschauer an der Orientierungslosigkeit und Verzweiflung seines Helden Anteil nehmen und rührt an existentielle Fragen. Dabei verfolgt er erkennbar den Ansatz, mögliche Identitätsverluste oder -wandlungen durch die Beschwörung menschlicher Urängste und Traumata vorstellbar zu machen.

DVD: Implanted – Die Erinnerung lügt. Alive/Gallep Medien 2014, Laufzeit etwa 83 Minuten

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