© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Der Untergang der Menschheit findet vorerst nicht statt
Meteoriteneinschlag, Atomkrieg, Seuchen: Apokalyptische Planspiele im populärwissenschaftlichen Gewand
Lars Bäthke

Mit apokalyptischen Aussichten schreckt das März-Heft der seit Jahrzehnten um populäre Vermittlung vornehmlich naturwissenschaftlicher Forschung bemühten Zeitschrift Bild der Wissenschaft seine Leserschaft. Planspiele mit einem Meteoriteneinschlag, mit Seuchen und einem Atomkrieg stimmen sie auf das Ende der Menschheit ein.

Der Informationsgehalt solcher futuristischen Untergangsdramen ist gering, ebenso ihr Unterhaltungswert, da ja zumindest die beliebtesten Armageddon-Szenarien, Begegnung der Erde mit einem kosmischen Geschoß und der finale Atomkrieg, hundertfach durchgespielt wurden. Überdies geht derartigen Vermessungen des dystopischen Nirgendwo selbst der Hauch an lebenspraktischer Relevanz ab, zumal in beiden Katastrophenvarianten den vielleicht Überlebenden keine menschenwürdige Existenz mehr vergönnt ist.

Polio-Epidemie durch eingeschleppte Viren?

Wesentlich näher an den aktuellen Realitäten orientiert ist hingegen die dritte „Bedrohung der Menschheit“: ihre Austilgung durch eine globale Seuche. Denn beinahe alljährlich scheinen sich deren Vorboten einzustellen: HI-Virus, SARS-Coronavirus, das EHEC-Colibakterium, Noroviren, „Schweinegrippe“, „Vogelgrippe“, kurz: „Killerkeime“ im unaufhaltsamen Vormarsch. Dazu mehren sich Horrormeldungen über Viren und Bakterien, gegen die herkömmliche Medikamente nichts ausrichten. Jüngste Befürchtungen gelten den Befunden aus Osteuropa, wo der antibiotikaresistente Tuberkulose-Erreger expandiert (JF 2/14). Aus Afrika, via Italien und Frankreich, erreichen resistente Helicobacter-pylori-Stämme Europa, Magenkeime, auf deren Konto zwei Drittel aller Magengeschwüre und Magenkrebs gehen. Eine weitere Folge interkontinentaler Wanderungsbewegungen könnte sein, daß ein aus Syrien eingeschlepptes Virus eine mitteleuropäische Polio-Epidemie auslöst.

Doch auch im schlimmsten bisher denkbaren Fall, der Freisetzung des „Killervirus“, eines von Rotterdamer Virologen gentechnisch veränderten H5N1-Virus, so beruhigt die Wissenschaftsjournalistin Susanne Donner, könne zwar eine Pandemie mit Millionen Toten ausgelöst werden. Der Untergang der Menschheit sei an dieser Bedrohungsfront jedoch nicht zu befürchten.

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