© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Frisch gepresst

Max Weber. Gepriesen als letzter Universalgelehrter, war Max Weber (1864–1920), der Heidelberger Nationalökonom und Mitbegründer der Soziologie als wissenschaftliche Disziplin, alles andere als ein Bewohner des akademischen Elfenbeinturms. Als Polemiker gefürchtet, der zur Verteidigung seiner Ansichten auch vor Duellforderungen nicht zurückschreckte, schlug seine große Stunde während des Ersten Weltkrieges, als er glaubte, das Kaiserreich publizistisch lenken und preußische Wahlreformen, Parlamentarisierung der Reichsführung sowie den Verzicht auf den uneingeschränkten U-Boot-Krieg herbeischreiben zu können. Dieser Professor als Akteur in der politischen Arena steht daher im Vordergrund der Biographie des FAZ-Journalisten Jürgen Kaube. Obwohl auch die Krankengeschichte samt sexualpathologischer Details nicht zu kurz kommt, ist jedoch nicht ersichtlich, daß dieses neue, dem 150. Geburtstag Reverenz erweisende Lebensbild im Vergleich mit dem Standardwerk von Joachim Radkau (JF 43/05) mehr leisten könnte, als auf den wirkungsmächtigsten unter den wilhelminischen Mandarinen neugierig zu machen. (wm)

Jürgen Kaube: Max Weber. Ein Leben zwischen den Epochen. Rowohlt Verlag, Berlin 2014, gebunden, 495 Seiten, Abbildungen, 26,95 Euro

 

Konservative Köpfe. Daniel Führing versucht in der Einleitung seiner Aufsatzsammlung über „konservative Denker“, allen in den Startlöchern stehenden Kritikern sogleich den Wind aus den Segeln nehmen. Natürlich komme da ein heterogener Mix zustande, wenn man Carl Schmitt und Michael Oakeshott, Arthur Moeller van den Bruck und Wilhelm Röpke, Leo Strauss und Julius Evola, Günter Maschke und Günter Rohrmoser zwischen zwei Buchdeckel unter das Etikett Konservatismus presse. Trotzdem habe er sich für eine weite Auslegung des vieldeutigen Begriffs entschieden. So muß der Leser interaktiv lernen, selbst auszusortieren: Militante Hochkatholiken wie Plinio Corrêa de Oliveira, Liberale wie Oakeshott, Mystiker wie Evola, Nationalrevolutionäre oder Atheisten wie Moeller, Ernst Jünger oder Arnold Gehlen, Antipoden eines mit dem Kapitalismus versöhnten bourgeoisen Konservatismus wie Schmitt und Maschke. Den Leser auf diesem Weg zur Beantwortung der schwierigen Frage „Was eigentlich ist konservativ?“ anzutreiben, ist deshalb kein kleines Verdienst des Bandes. (wm)

Daniel Führing (Hrsg.): Gegen die Krise der Zeit. Konservative Denker im Portrait. Ares Verlag, Graz 2014, gebunden, 279 Seiten, 29,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen