© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Frisch gepresst

Widerstand 1944. Der Widerstand gegen die NS-Herrschaft war ein vielschichtiges Phänomen. Um sich ihm anzunähern und zu erfahren, daß sich im vermeintlich „totalen Staat“ ein erstaunlicher Pluralismus der Weltanschauungen und Lebensformen behauptete, empfiehlt sich die Lektüre der in den letzten Jahren zahlreich erschienenen Biographien von Widerständlern. Die jüngste gilt dem zur Militäropposition um Stauffenberg gehörenden, bislang kaum beachteten Kurt von Plettenberg. Als Generalbevollmächtigter des ehemaligen preußischen Königshauses verfügte Plettenberg über glänzende Kontakte im aristokratischen Milieu, hielt sich aber streng an konspirative Regeln, so daß er erst im Februar 1945 als Mitverschwörer enttarnt und verhaftet wurde. Um die Freunde nicht zu verraten, sprang Plettenberg am 10. März 1945 aus dem 4. Stock des Reichssicherheitshauptamtes in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße in den Tod. In enger Kooperation mit der Familie Plettenberg hat der Oldenburger Politologe Eberhard Schmidt die Vita dieses Offiziers, der in den 1920ern als Förster den Dönhoffschen Waldbesitz in Ostpreußen verwaltete, detailliert rekonstruiert und unverdienter Vergessenheit entrissen. (ob)

Eberhard Schmidt: Kurt von Plettenberg. Im Kreis der Verschwörer um Stauffenberg, Herbig Verlag, München 2014, gebunden, 272 Seiten, Abbildungen, 22,99 Euro

 

Wolfskinder. Ein Test des moralischen Gewissens ist die Haltung gegenüber denjenigen Opfern, die altersbedingt als NS-Mitläufer ausscheidend, einzig aufgrund ihrer deutschen Abstammung furchtbaren Verfolgungen ausgesetzt waren – den „Wolfskindern“. Es ist Verdienst der Journalistin Sonya Winterberg, sich denjenigen zu widmen, die als Kriegswaisen und Entwurzelte in Ostpreußen einen Kampf ums nackte Überleben führten. Etwa 20.000 schlugen sich nach Litauen durch und kamen bei Bauern unter. Viele erlebten „zuviel für ein Menschenleben“. Die meisten von ihnen verdrängten bis zum Fall des Eisernen Vorhangs ihre deutsche Identität. Nach 1990 war die Behandlung der Überlebenden durch bundesdeutsche Behörden nicht selten von kleinherziger Bürokratie geprägt. Das 2012 veröffentlichte Buch Winterbergs über diese erschütternden Schicksale (JF 40/12) ist jetzt im Taschenbuch erschienen und damit besonders für jüngere Käufer erschließbar. (ru)

Sonya Winterberg: Wir sind die Wolfskinder. Verlassen in Ostpreußen. Piper Verlag, München 2014, broschiert, 336 Seiten, 9,99 Euro

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