© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Frisch gepresst

Lutherland. Als 1525 der geistliche Staat des Deutschen Ordens in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt wurde, entstand das erste zusammenhängende Territorium im Alten Reich, das sich uneingeschränkt zur lutherischen Lehre bekannte und seine kirchliche wie weltliche Verfassungsordnung auf den Boden der Reformation stellte. Gleichzeitig hatte ein Sendschreiben Martin Luthers nach „Riga, Reval und Dorpat in Livland“ seine „Brüder in Christo im entlegenen Gebiet um die Ostsee“ dazu bewogen, den Nachbarn im südlichen Ordensland nachzueifern. Doch anders als im späteren Ostpreußen dauerte es im Baltikum einige Jahrzehnte, bevor sich die Frohe Botschaft aus Wittenberg durchsetzte. Seitdem aber galten Preußen und Livland in Nordosteuropa, bis zu den gewaltigen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, als „Hort des Luthertums“. Wichtige Aspekte der zunächst unterschiedlichen Entwicklung der Reformationsgeschichte in dieser Region liegen bis heute im dunkeln. Um so erfreulicher, daß neue Untersuchungen, die auf einer Göttinger Tagung der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und der Baltischen Historischen Kommission zur Luther-Rezeption zwischen Marienburg und Reval vorgetragen wurden, viele dieser Forschungslücken schließen konnten. (ls)

Arno Mentzel-Reuters, Klaus Neitmann (Hrsg.): Preußen und Livland im Zeichen der Reformation. Fibre Verlag, Osnabrück 2014, gebunden, 367 Seiten, 48 Euro

 

Glaubenskrise. Vor allem freikirchliche Gemeinden schmücken sich gerne mit mächtigen Glaubenszeugnissen ihrer Mitglieder. Weniger schmeichelhaft sind die 15 Zeugnisse, die Tobias Faix, Martin Hofmann und Tobias Künkler vorstellen. Die beiden Soziologen und der Theologe lassen Erwachsene bis 35 zu Wort kommen, die sich vom Glauben „entkehrt“ haben und nun als Atheisten oder Agnostiker leben. Die Gründe für die Abkehr sind dabei höchst unterschiedlich: Zweifel an der biblischen Lehre werden ebenso genannt wie ein einengendes Gemeindeleben („christlicher Tunnelblick“) bis hin zum geistigen Mißbrauch. Es ist das große Verdienst der Autoren, die zahlreichen Gründe für die Glaubensabkehr in ihrem Buch zu systematisieren und Wege aufzuzeigen, was sich ändern muß, um solche dramatischen Reaktionen in Zukunft zu verhindern. (tb)

Tobias Faix, Martin Hofmann, Tobias Künkler: Warum ich nicht mehr glaube. Wenn junge Erwachsene den Glauben verlieren. SCM Hänßler, Holzgerlingen 2014, gebunden, 248 Seiten, 17,95 Euro

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