© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/14 / 14. März 2014

Umwelt
Vegan skurril
Heiko Urbanzyk

Vegan ist das neue Bio! Von Berlin aus erobert der vegane Lebensstil, also der Verzicht auf jegliche tierische Produkte in der Küche, als neuer Trend die Republik. Attila Hildmann ist das Gesicht, welches das rein pflanzliche Essen aus der verstaubten Öko-Ecke herauszerrte. Der türkischstämmige Berliner Koch mit dem Waschbrettbauch tingelt durch Fernsehsendungen und Lifestyle-Magazine; seine Kochbücher (darunter „Vegan for Fit“) sind Kassenschlager. Für ihn ist „vegan“ zwar nicht die natürlichste Ernährungsweise, aber die gesündeste.

Vegane Schwangere ersetzen natürliche Lebensmittel durch synthetische Pillen.

Für traditionelle Ökos dürfte der leidenschaftliche Porschefahrer ein rotes Tuch sein. Dem Typus „Veganer-Jochen“, der anderen in seinem Sendungswahn jedes Stück Käse im Mund schlechtredet, kann er nichts abgewinnen. Auch die rotzfreche Komödiantin Carolin Kebekus nimmt männliche Veganer in ihrem aktuellen Bühnenprogramm aufs Korn: „Ein Typ, der Veganer ist, dem ist doch der P... abgefallen“ – das Publikum johlt.

Es gibt aber auch ernste medizinische Einwände gegen die allzu konsequente Vermeidung tierischer Produkte. Die notwendige Versorgung mit Vitamin B12 und D, Eiweiß, Jod, Zink, Eisen und Kalzium leidet. Thomas Kauth rät schwangeren Veganerinnen im Magazin Eltern (März 2014) unbedingt dazu, ihre Ernährungsweise umzustellen. Die Ergänzung „durch tierische Lebensmittel ist das Beste für Mutter und Kind“. Anderenfalls könnten dem Kind im Bauch Nährstoffe für Gehirn und Nervensystem fehlen. Die meisten Veganerinnen ändern jedoch nichts, setzen statt dessen auf Nahrungsergänzungspillen. Ebenso verfahren vegane Sportler. Das ist das Skurrile an dem neuen Ökotrend: Der freiwillige Austausch natürlicher Lebensmittel gegen synthetische Pillen. Von wegen „bio“ …

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen