© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

Was Jungs magisch anzieht
Wo pazifistische Erzieherinnen Zustände kriegen: Die männliche Veranlagung zum Krieger findet ihr Spielzeug
Bernds Rademacher

Jungs haben eine naturgegebene Affinität zum Kampf. Gehen Sie mit einem Jungen in den Wald, und nach spätestens zehn Minuten trägt er einen Ast, der wahlweise ein Gewehr oder ein Laserschwert darstellt. Doch Jungs leiden vielfach unter nicht artgerechter Haltung. Bis zum zehnten Lebensjahr sind sie in Kindergarten und Grundschule so gut wie ausschließlich mit Erzieherinnen und Lehrerinnen konfrontiert. Männer machen um diese Berufe einen großen Bogen. Wachsen sie dann auch noch bei einer alleinerziehenden Mutter auf, kennen sie männliche Vorbilder nur aus dem Fernsehen. In der weiblichen Erziehung kommt körperliches Kräftemessen nicht vor. Jungs werden in pazifistische Watte gepackt und mit „gewaltfreier Konfliktlösung“ malträtiert, statt sich ringend auf dem Boden wälzen zu dürfen. Jungs, die auf dem Pausenhof mit ausgestrecktem Zeigefinger „Peng!“ rufen, stehen schon mit einem Bein bei der Schulpsychologin.

Die männliche Veranlagung zum Krieger bricht sich dennoch Bahn. Der US-amerikanische Spielzeughersteller Hasbro drückt den Jungs das Gerät in die Hand, das sie für ihre psychologische Entwicklung brauchen: Die Spielzeugwaffen der Marke Nerf sind derzeit Kult bei Zehn- bis Fünfzehnjährigen und weit darüber hinaus.

Heranwachsende zeigen stolz ihr Arsenal auf Youtube

Nerf ist die Abkürzung für „Non-Expanding Recreational Foam“. Das bezieht sich auf den formstabilen Schaumstoff, aus dem die Pfeile sind, welche die „Blaster“ mechanisch verschießen. Das comichaft-martialisch überzeichnete Design der bunten Plastik-Schießgeräte begeistert kleine Männer, wie der sechsschüssige Revolver „Strongarm“, das Scharfschützengewehr „Recon“ oder das Maschinengewehr „Vulcan“, das einen Fünfzig-Schuß-Patronengurt durchrattert. Die Hersteller haben sich viel einfallen lassen. Das Durchladen und Repetieren macht beeindruckende Geräusche, und wer entdeckt hat, wie man vom Single-Action- in den Dauerfeuermodus schalten kann, hat gleich noch mehr Spaß!

Zeitgemäß verbinden die minderjährigen Nerf-Enthusiasten den neuen Trend mit ihrer Medienkompetenz im Internet. Die Videoplattform Youtube ist voll mit Amateurfilmen, in denen die Heranwachsenden ihr Waffenarsenal präsentieren. Daraus haben sich bereits diverse Genres entwickelt, wie das Auspacken und Vorstellen frisch erworbener Modelle („Unboxing“), vergleichende Schießtests und actionreiche Nerf-Gefechte. Die halbwüchsige Truppe „World Of Nerf, Germany“ erreicht mit ihren Videos locker bis zu sechsstellige Klickzahlen. Kein Wunder, daß die neuesten Nerfs in den Spielwarenabteilungen der Kaufhäuser aktuell der Renner sind.

Etwas größere Jungs, bis hin zu Erwachsenen, greifen statt zum bunten Plastik eher zur „Softair“-Waffe, die nichts weiter ist als die zeitgemäße Weiterentwicklung der guten alten Erbsenpistole. Doch die Modelle sind modernen und historischen Vorbildern detailgetreu nachempfunden, etwa der Heckler & Koch MP5, dem M16 oder dem Sturmgewehr 44. Äußerlich sind die Spielzeugwaffen kaum von echten zu unterscheiden. Darum werden beim Erwerb die Personalien registriert, denn Softairs gelten als „Anscheinswaffen“. Sie dürfen im öffentlichen Raum nicht getragen werden. Trotzdem verschießen auch sie nur harmlose Kunststoffkugeln, allerdings mit Reichweiten von zwanzig Metern und mehr. Auch die Softair-Szene produziert rege Selbstdarstellungsvideos, die auf Youtube erscheinen.

Besorgten Eltern mit pazifistischen Idealen kann man nur raten: Laßt sie! Besser, die Jungs leben ihre Kriegerveranlagung als Minderjährige aus, als wenn sie sich später einen militanten Kriegsersatz bei der „Antifa“ oder bei den Hooligans suchen.

www.hasbro.com

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