© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/14 / 04. April 2014

Haltungsnote
Die Vertreibung war das Schlimmste
Christian Rudolf

Ihre Worte machten sie schlagartig zur bekanntesten Justizministerin Mitteleuropas: Helena Válková. Mit der Prager Regierung amtiert sie gerade einmal acht Wochen, doch schon ist die 63 Jahre alte Juristin in der tschechischen Öffentlichkeit rettungslos unten durch, der Premier distanzierte sich, die Opposition schreit Verrat. Was nur? Hinterzog sie Millionen? Gab es Koks? Waffengeschäfte? Stasi-Verwicklungen?

Nichts von alledem. Trickreich auf ihre Haltung zur Vertreibung der Sudetendeutschen angesprochen, antwortete sie: die war „das Schlimmste“. Sie verstehe zwar die Vorgeschichte, bedaure jedoch, daß dem Zusammenleben ein Ende bereitet wurde. Reue für den „Abschub“? Für tschechische Chauvinisten ein Sakrileg sondergleichen. Aber Válková sprach noch weiter: Im Protektorat Böhmen und Mähren sei „nichts Schlimmes“ geschehen. Später erläuterte sie auf den Entrüstungssturm hin, sie habe gemeint, in Polen oder der Sowjetunion seien die NS-Besatzer weit übler vorgegangen.

Aus einem gemischt-nationalen Elternhaus im Ostsudetenland stammend, habe sie ihr Vater immer zum Deutschlernen angehalten. Die deutsche Kultur mit Goethe und Schiller habe sie als eine „wirkliche Kultur“ erlebt. National unzuverlässig. Sieht man ja.

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