© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Doppelt talentiert
Musik: Eugen d’Albert zum 150. Geburtstag Impressionen aus dem Berliner Spreepark II: Stumme Zeugen erinnern an bessere Tage
Wiebke Dethlefs

Wenn heute der Name Eugen d’Albert fällt, denkt man fast nur noch an den Schöpfer der Oper „Tiefland“, seine anderen zwanzig Opern wie auch die Instrumental- und Vokalwerke sind vergessen. Dabei galt d’Albert um die vorige Jahrhundertwende nicht nur als bedeutender Pianist und Interpret der Werke von Brahms, Bach und Beethoven, sondern komponierte auch heute noch hörenswerte Stücke wie die klangschön-melodische Symphonie F-Dur (op. 4) und ein romantisch-überschwengliches Cellokonzert C-Dur (op. 20).

Er fühlte sich stets als Deutscher

Eugen d’Albert, am 10. April 1864 in Glasgow als Sohn einer Französin und eines Schotten geboren, war Nachfahre einer alten italienischen Familie Alberti, fühlte sich durch eine deutschstämmige Großmutter, die seine Kindheit prägte, aber stets als Deutscher. Englisch beherrschte er sein Lebtag nur unzureichend. 1881 lernte er in Wien Franz Liszt kennen und wurde in Weimar einer von dessen letzten Schülern. Liszt schrieb später, daß er „nie ein größeres Talent“ kennengelernt habe.

D’Albert engagierte sich sehr für die damalige Moderne. Als einer der ersten Pianisten nahm er nach 1900 die Werke der Kollegen Busoni und Reger in seine Programme auf. Richard Strauss’ Burleske für Klavier und Orchester hob er 1890 aus der Taufe.

1893 komponierte d’Albert mit „Der Rubin“ (nach Hebbel, doch als eigener Librettist) seine erste Oper, doch erst mit „Tiefland“ (1903) erlangte er Weltgeltung. Aus der Vorlage des katalanischen Dichters Àngel Guimerà gestaltete d’Albert, Mascagnis „Cavalleria“ vor Augen, eine spezielle deutsche Form des Verismo. Zu Recht hat die suggestiv-illustrative Musik dem Werk so lange den Ruhm gesichert. Leni Riefenstahls gleichnamiger (Opern-)Film ist eine kongeniale Umsetzung der wirkungsvollen Dramaturgie des Librettisten Rudolf Lothar.

Die in der Differenzierung der musikalischen Sprache vielleicht ambitionierteste Oper d’Alberts ist „Der Golem“ (1926), in der romantische Klangfülle auf expressionistische Sprödigkeit trifft. „Die schwarze Orchidee“ (1928), „opera grottesca“ überschrieben, im Gangstermilieu New Yorks angesiedelt, macht sich in der Handlung zu sehr mit Kolportageefekten gemein. Die deutliche Prägung durch Jazzelemente überzeugt hier nicht. Seine letzte Oper „Mister Wu“ hinterließ Eugen d’Albert, der während einer Reise nach Riga am 3. März 1932 starb, unvollendet.

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