© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/14 / 18. April 2014

Frisch gepresst

Krieger, Soldaten. „Nicht ohne Größe“ sei das deutsche „Durchhalten bis zur letzten Minute“ im Mai 1945 gewesen. Und um ihres Durchhaltevermögens willen hätten die preußisch-deutschen Armeen seit den Feldzügen Friedrichs des Großen stets die Bewunderung ihrer Feinde errungen. Doch in der 3.000 Jahre umspannenden Geschichte des Krieges, die der Publizist Wolf Schneider aufblättert, bilden solche Verbeugungen vor der Sinnhaftigkeit militärischer Leistungen die Ausnahme. In bedrückender Dichte beschreibt Schneider die ewige Wiederkehr des Gemetzels, den Gang der Menschheit von Schlachtfeld zu Schlachtfeld. Trotzdem will seine düstere Phänomenologie von Gewalt, Blut und Tod keine Erziehung zum Pazifismus sein. Denn, wie er gut christlich memoriert, Frieden sei nicht der Naturzustand des Menschen. Und selbst wenn sich der Friedenswille steigern, die Abrüstung sich forcieren ließe: „ein mörderischer Kampf um die letzten Räume und Ressourcen“ drohe uns im 21. Jahrhundert, der alle Friedenshoffnungen zunichte mache. In diesen neuen, von Drohnen und Computern geführten Kriegen, spiele der Soldat aber eher eine Nebenrolle. „Größe“ sei dann erst recht nicht mehr gefragt, prophezeit der Denker. (sf)

Wolf Schneider: Der Soldat. Eine Weltgeschichte von Helden, Opfern und Bestien. Ein Nachruf. Rowohlt Verlag, Reinbek 2014, gebunden, 543 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro

 

Sudetendeutsche. Beim Einmarsch der Wehrmacht 1938 ins Sudetenland haben sich die Bilder der jubelnden Mengen im historischen Gedächtnis erhalten. Allerdings gab es eine gar nicht so kleine Gruppe von Sudetendeutschen, die zwar den Anschluß an das Deutsche Reich mit Wohlwollen sahen, deren politische Heimat jedoch mit der NS-Ideologie über Kreuz lag. Anhänger der linken DSAP, prominentestes Mitglied war der spätere SPD-Politiker und BdV-Vorsitzende Wenzel Jaksch, suchten anfänglich in der Resttschechei einen Zufluchtsort. Dort wurden sie allerdings nicht als Oppositionelle willkommen geheißen, sondern als Deutsche in der Mehrzahl wieder über die Grenze den Nationalsozialisten in die Arme getrieben. Nur wenigen gelang es, ein Exil in Schweden, Großbritannien oder Kanada zu finden, von wo ihnen nach 1945 jedoch die Rückkehr in ihre Heimat durch Benes’ Vertreibungspolitik versagt blieb. (bä)

Gerold Fritsche, Hans Mirtes, Rudolf Püschel (Hrsg.): 1938. Mutig im Schatten des Jubels. Heimatkreis Mies-Pilsen, Frontenhausen 2013, gebunden, 183 Seiten, Abbildungen, 15 Euro

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