© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Umwelt
Fortuna Düsseldorf
Heiko Urbanzyk

Im Jahr 2014 ist der Anteil der Erneuerbaren Energien in Deutschland auf knapp 24 Prozent geklettert. Dennoch steigt der CO2-Ausstoß, den man hierdurch drastisch senken wollte. Das liegt an der Renaissance der Braunkohle. Ein Viertel unseres Stromes wird heute in Braunkohlekraftwerken produziert. Wahre Dreckschleudern, die mit 35 bis 40 Prozent einen wahrlich niedrigen Wirkungsgrad haben. Über 40 Prozent findet man selten. Vattenfall nahm 2012 den Block R im Kraftwerk Boxberg (Oberlausitz) in Betrieb. Es ist die effizienteste Anlage mit einem Wirkungsgrad von knapp 44 Prozent. Mit Gas geht das besser!

Meisterwerke deutscher Ingenieurskunst sind in Deutschland gar nicht gefragt.

In Düsseldorf soll im Jahr 2016 mit dem Block Fortuna das weltweit modernste Gaskraftwerk ans Netz gehen. Neben der Stromerzeugung wird die Abwärme 30.000 Haushalte beheizen. Der Wirkungsgrad liegt damit bei 85 Prozent. Der Bau läuft. Es wird ein Glaspalast. Technik „made in Germany“. Siemens liefert die 440 Tonnen schwere Gasturbine vom Typ 8000H – ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst aus Berlin-Moabit.

Doch die ist in Deutschland gar nicht gefragt. Nur zwei von 28 verkauften Turbinen bleiben in Deutschland. Der Rest ging in die USA und nach Asien. Gaskraftwerke sind hierzulande unwirtschaftlich. Denn während das importierte Gas immer teurer wird, wird Strom günstiger. Zumindest an der Strombörse, nicht für uns Endverbraucher. Für 18 Gas-Blöcke mit einer Megawattleistung, die vier Atomkraftwerken entspricht, liegen bereits Stillegungsanträge vor.

Dabei wäre gerade deren schnelle Anlauf- und Abschaltzeit genau die Flexibilität, die wir in Ergänzung zu den Erneuerbaren brauchen. Die Energiewende wird einmal ein ganzes Kuriositäten-Lexikon füllen. Dies wird eine Geschichte darin sein.

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