© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

Grundlagenforschung und Innovationskultur: Unabhängigkeit vom Markt
Rückblick auf ein „goldenes Zeitalter“
(wm)

Anfang Januar 2013 hat der Economist den Innovationsschwund des Westens skandalisiert, obwohl heute weitaus mehr Menschen in der Forschung tätig seien, mehr Geld für Wissenschaft ausgegeben werde als zwischen 1920 und 1960, dem „goldenen Zeitalter technologischer Erneuerungskraft“. Man behauptete überdies, daß das optimale Organisationsprinzip der Innovationskultur, marktförmiger Wettbewerb, effizienter als je in der Vergangenheit funktioniere. Mit dieser Annahme, „der Markt“ wecke Innovationskräfte der Wissenschaft, säßen die neoliberalen britischen Wirtschaftsredakteure jedoch einem Irrglauben auf, wie der Schweizer Historiker Caspar Hirschi (St. Gallen) im Rückblick auf die Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts zeigt (Angewandte Chemie, 125/2013). Im „goldenen Zeitalter“ sei man gerade deshalb erfolgreich gewesen, weil die Organisation der Innovation die universitäre und industrielle Forschung gegen Marktzwänge soweit wie möglich abgeschottet habe. Der Idee „zweckfreier“ Grundlagenforschung hingen selbst Konzernchefs von Kodak oder AT&T an, was ihnen leicht fiel, da die Monopolstruktur es den Marktführern erlaubte, viele Ressourcen für nicht „anwendungsorientierte“ Forschung aufzuwenden. Im aktuellen „ökonomischen Wettbewerbsfuror“ hingegen würden Projekte „ohne Anwendungsbezug offen in Frage gestellt“.

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