© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/14 / 02. Mai 2014
Fehlverhalten in der Wissenschaft: Verunglückte
Versuche und irrelevante Resultate Martin Reinhart, Juniorprofessor für Wissenschaftssoziologie und Evaluationsforschung am Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung der Humboldt-Universität zu Berlin, weist in einem Interview mit Forschung&Lehre (4/2014) darauf hin, daß wissenschaftliches Fehlverhalten noch sehr viel häufiger vorkomme, als es die Plagiatsaffären der letzten Zeit erahnen ließen. Hauptursache hierfür sei der mangelnde Wille der wissenschaftlichen Gemeinschaft, auch aus mißglückten Versuchen, nichtsignifikanten Resultaten und unproduktiven Methoden zu lernen – deshalb bleibe den Forschern, die Karriere machen wollen, nur übrig, ihre Resultate solange zu manipulieren, bis der Anschein eines irgendwie doch positiven Ergebnisses entstehe. Renommierten Wissenschaftlern schade das nicht einmal, das heißt, ihnen drohten trotz Fehlverhaltensvorwürfen keine Ansehensverluste oder sonstige Konsequenzen. Andererseits werde zu Unrecht von Fehlverhalten gesprochen, wenn jemand die Grenzen des etablierten Wissens überschreite und seine Disziplin voranbringe. Damit nämlich bedrohe er kollegiale Pfründe, was Machtkämpfe provoziere und zu Denunziationen animiere. Deshalb sei es wichtig, bei Anschuldigungen gegenüber innovativen Forschern sehr genau hinzusehen und den personellen Kontext zu beachten. |