© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/14 / 09. Mai 2014

Nur für Routineaufgaben geeignet
Roboter: Nach Militär und Industrie delegieren auch Haushalte Aufgaben an computergesteuerte Maschinen
Markus Brandstetter

Jeder Mensch kennt Roboter. Er weiß, daß sie wie Menschen aussehen, hell glänzen, weil sie aus Edelstahl gefertigt wurden, über viele blinkende Lichter verwenden, damit der Nutzer weiß, daß sie ständig einsatzbereit sind, und mit ihrer blechernen Computerstimme auf alle Fragen eine höfliche Antwort parat haben, weil sie nach den Robotergesetzen des SF-Schriftstellers Isaac Asimov programmiert wurden.

In Tausenden von Filmen spielen Roboter eine Rolle, manchmal sogar die Hauptrolle. Da gibt es in „Krieg der Sterne“ einmal den gutmütigen R2D2, der über den Charme eines Teddybärs verfügt, wie ein Industriestaubsauger aussieht und immer dann hilfreich zur Stelle ist, wenn die lebendigen Helden in Schwierigkeiten stecken. Dann hätten wir den Terminator, ein Zwischending aus Mensch und Maschine, dargestellt von Arnold Schwarzenegger, der dem furchtbaren Rächer, der aus der Zukunft zurückkehrt, humane Züge verleiht.

Es gibt überall Computer, aber noch wenige Roboter

Schließlich gibt es da die bleichen Roboter aus „iRobot“, die ihren genetischen Softwarecode selbsttätig verändern, was sie nicht dürfen, weil sie dadurch gleichermaßen bösartig wie menschlich werden und sich der Kontrolle ihrer Schöpfer entziehen. Nachdem Comics, Bücher und Filme mit Robotern geradezu angefüllt sind und Zukunftsforscher das massenhafte Auftreten von Robotern seit Jahrzehnten vorhersagen, stellt sich natürlich die Frage, wie es damit eigentlich im wirklichen Leben aussieht, wie es also den heute bereits existierenden Robotern so geht und was der Mensch von ihnen zu erwarten hat.

Dazu schauen wir dem Roboter „Schaft“ dabei zu, wie er jetzt versucht, eine Leichtmetalleiter hinaufzusteigen. Bei der Darpa Robotics Challenge, einem Wettbewerb, den das amerikanische Verteidigungsministerium im Dezember 2013 veranstaltete, gelang es dem von Japanern entwickelten „Schaft“ als einzigem von 15 Robotern, die sieben Sprossen einer Leiter zu erklimmen, ohne gleich wieder herunterzufallen. Immerhin! Ein Verwandter von Schaft von der Universität Tokio, die weltweit eine der besten Abteilungen für Robotertechnik betreibt, namens PR2 konnte für einen Journalisten des britischen Economist zwar ein Getränk aus dem Kühlschrank holen, das Servieren gelang jedoch nicht, da die Maschine den Menschen mit dem Möbel verwechselte und die Cola nicht ihm, sondern dem Kühlschrank anbot.

Selbststeuernde Autos erst in Jahrzehnten möglich

Etwas besser sieht es da schon mit Autos aus, die sich selbst steuern und die viele Wissenschaftler für das Paradebeispiel zukünftiger Roboter halten. Als das US-Verteidigungsministerium 2004 von Roboterautos verlangte, 240 Kilometer ganz allein und ohne menschliche Eingriffe durch die Wüste Nevadas zu fahren, da gelang dies keinem einzigen. Kein Auto schaffte auch nur eine Strecke von zehn Kilometern. Im Jahr darauf allerdings erreichten bereits fünf selbststeuernde Fahrzeuge das Ziel. Noch kann kein selbstgesteuertes Auto am Großstadtverkehr teilnehmen oder auch nur auf einsamen Landstraßen die immergleichen Strecken abfahren, wie dies zum Beispiel ein Postauto müßte, doch gehen Experten davon aus, daß das in zwanzig Jahren der Fall sein wird.

Wesentlich häufiger sind Roboter heute bereits in der Industrie anzutreffen, wiewohl sie dort für den Normalbürger unsichtbar sind. Die Hälfte aller computergesteuerten Maschinen in der Autoindustrie sind heute bereits Roboter. In immer mehr Krankenhäusern ziehen Roboter schwere Wäschewagen, reinigen Boden und Wände oder sind in der Lage, Dokumente automatisch zu verwalten.

Am erfolgreichsten jedoch sind Roboter, und das mag man bedauern, in Kampf und Krieg. Eine ferngesteuerte Drohne, die vom Himmel über Pakistan aus Taliban-Kämpfer durch eine Hellfire-Rakete tötet, ist ein Roboter. Flugdrohnen sind die erfolgreichsten Roboter überhaupt, was drei Gründe hat: In der Luft gibt es keine Hindernisse; das Militär hat mehr Geld zur Verfügung als die Industrie; und Drohnen reduzieren den Einsatz von Soldaten aus Fleisch und Blut. Die „Intelligenz“ von Drohnen hält sich jedoch genau wie die anderer Roboter bislang in engen Grenzen. Drohnen können Ketten aus Softwarebefehlen von der Art „Bleib, wo du bist“ oder „Nach Hause kommen und landen“ umsetzten, aber sie können nicht selbständig ausschwärmen, können Freund und Feind nicht unterscheiden, ja bei Schlechtwetter nicht einmal alleine landen.

Das Militär gibt mehr Geld für Roboter aus

Womit wir bei einem der Hauptthemen sind, die Roboter betreffen, nämlich der künstlichen Intelligenz. Seit Schachcomputer in der Lage sind, Großmeister zu besiegen, geht die Parole um, Computer wären wahnsinnig intelligente Maschinen, die ihre Schöpfer überflügeln und sie irgendwann sogar ersetzen würden. Davon sind wir weit entfernt. Ein Schachcomputer ist nicht intelligent, sondern verfügt nur über eine extrem hohe Rechenleistung, die es ihm erlaubt, Züge des Gegners binnen Millisekunden mit Millionen eingespeicherter Partien zu vergleichen und daraus die erfolgreichste Spielstrategie herauszufinden.

Die mangelnde „Intelligenz“ von Robotern hängt an drei Problemen: Erstens ist die Rechnerleistung nach wie vor zu gering, um alles zu berechnen; zweitens können Roboter nur das in ihrer Umwelt erkennen und verarbeiten, was ihnen vorher mühsam einprogrammiert wurde, jede Abweichung davon wirft sie aus der Bahn; drittens sind Maschinen nicht oder kaum lernfähig, sie können sich also nicht selbständig an Veränderungen in ihrer Umwelt anpassen.

Haushaltsroboter im Kommen

Aus all dem ergibt sich, daß Roboter am besten für immer gleich ablaufende Routineaufgaben geeignet sind und am besten dort eingesetzt werden, wo es für Menschen zu heiß, zu kalt, zu laut, zu niedrig oder zu tödlich ist.

Wisch- und Saugroboter stehen daher bei Konsumenten zur Zeit hoch im Kurs. 300.000 deutsche Haushalte besitzen bereits einen solchen Helfer. Der Absatz ist 2013 nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung um 29 Prozent gestiegen. Als Favorit unter den Robotern gilt der Mähroboter. Das ist ein automatischer Rasenmäher, der ganz von alleine einen Rasen mähen und sogar mulchen kann. Das wäre alles wunderbar, wenn der Mähroboter auch noch in der Lage wäre, seinen Besitzer zu erkennen. Da er das bis jetzt nicht kann, ist die größte Gefahr für einen Mähroboter nicht, daß er plötzlich in den Blumenbeeten Amok mäht, sondern, wenn er stundenlang alleine vor sich hinmäht, von einem Fremden geklaut wird.

Haushaltsroboter.

www.haushaltroboter.com

www.roboter-forum.com

Foto: Universalgenie und Alleskönner: Noch ist der bügelnde Haushaltsroboter, der die Wäsche auch gleich einsortiert, eine ferne Zukunftsvision

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