© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/14 / 09. Mai 2014

Blick in die Medien
Große Scheine statt Ideen
Toni Roidl

Welcher Fernsehzuschauer unter 50 Jahren tut sich die Wachkoma-Sendungen der Unterhaltungs-Dinosaurier bei ARD und ZDF an? Der Marktanteil der Öffentlich-Rechtlichen wird fast nur von über 60jährigen getragen.

Warum das so ist, sagt der Chef der privaten Produktionsfirma Brainpool TV, Jörg Grabosch: „Ich kenne kein einziges Show-Format von ARD und ZDF aus den letzten 20 Jahren, das innovativ war.“ Die GEZ-Sender bestreiten dies nicht einmal. Beim Werkstattgespräch des Grimme-Preises erklärte der designierte WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, er finde es ein „beängstigendes Phänomen“, daß die Kreativen gar nicht erst bei den Anstalten anklopften. „Und wenn doch, bleiben sie nicht lange, weil sie bei uns nicht das machen konnten, was erfolgreich wurde.“

Als Ideenlieferant sind die Privaten gut genug, auf die ansonsten dünkelhaft herabgeblickt wird.

Doch warum überhaupt selbst kreativ werden, wenn Kreativität käuflich ist? Mit den Gebührenzahler-Milliarden saugen die Öffentlich-Rechtlichen einfach die erfolgreichen Einfälle der Privaten auf. Zum Beispiel Christian Rachs Kochshow bei RTL. Der GourmetKritiker präsentiert nun beim ZDF „Rach tischt auf“. Oder Quizduell: Das Spiel breitete sich als Smartphone-App rasant aus – nun springt die ARD auf den Zug und läßt Jörg Pilawa eine gleichnamige Sendung moderieren. Neuestes Beispiel: Der NDR holt sich die Witze des populären Satire-Blogs Der Postillon als Sendung Postillon24 ins Programm. Nicht einmal auf Witze des Kalibers „Mutter nach Geburt ihres Kindes im Krankenhaus vertauscht“ kommen die GEZ-Anstalten von selbst.

Als Ideenlieferant sind die gebührenfreien Privaten gut genug, auf die ansonsten dünkelhaft herabgeblickt wird. So erläuterte Grabosch in Düsseldorf, warum die ARD und ProSieben ihre Kooperation beim Eurovision Song Contest nicht fortsetzen. Die ARD würde nach Graboschs Meinung gerne weiter zusammenarbeiten, „wenn ProSieben sechs von acht Shows bezahlt und sendet und der ARD das quotenträchtige Finale überläßt“.

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