© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/14 / 16. Mai 2014

Umwelt
Wende um 180 Grad
Tobias Schmidt

Wie würde man bei Greenpeace wohl jemanden nennen, der die Organisation verläßt, um sich für Atomkraft, Gentechnik und gegen Klimahysterie stark zu machen? Der Kanadier Patrick Moore erfuhr so einen Sinneswandel. Er gründete Greenpeace 1971. Sein Ausstieg im Jahr 1986 ist lange her. Doch als vermeintlich anti-ökologisches enfant terrible betätigt er sich verstärkt seit 2010, dem Erscheinungsjahr seines Buches „Confessions of a Greenpeace Dropout“, in dem er der Gruppe Unwissenschaftlichkeit und Menschenfeindlichkeit vorwirft, da sie den Armen der Erde sinnvolle Technologie vorenthalte.

Nur ein einziges Ideal der Greenpeace-Gründerzeit erklärt Moore bis heute zum Dogma.

Moores Anfangsjahre waren so spannend und wagemutig, wie man Greenpeace-Aktionen heute kennt: Man schipperte mit Booten im Pazifik geradewegs auf Wasserstoff- und Atombombentestgebiete zu und lieferte sich Scharmützel mit der Marine. In den Achtzigern schaffte er es aufs internationale Parkett. Er stößt als Kind einer fortschrittsfeindlichen Wohlstands-Ökobewegung auf die fortschrittsfreundlichen Umweltaktivisten bitterarmer Länder. Fortan möchte er Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung in Übereinstimmung mit der jeweiligen Kultur eines Landes bringen. Armut ist für ihn die größte Umweltsünde. Seine Greenpeace-Genossen erscheinen ihm nur noch als Betonköpfe: „Wir waren hervorragend darin, anderen zu sagen, was sie nicht dürfen. Aber wir konnten den Menschen nicht erklären, wie sie sich statt dessen zu verhalten haben.“

Heute setzt Moore auf Atomkraft als CO2-arme Energie. Auf Gentechnik, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können. Daß sich das Weltklima ändert, hält er für einen natürlichen Vorgang. Nur ein einziges Ideal der Greenpeace-Gründerzeit erklärt er bis heute zum religiösen Dogma: „Niemals sollte irgendwo auf der Erde ein Wal oder Delphin getötet werden.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen