© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Blick in die Medien
Disteln für Deutschland
Toni Roidl

Die Europa-Union Deutschland ist ein Netzwerk für die Auflösung der europäischen Nationen in einem föderalen EU-Bundesstaat. Ihr Präsident Rainer Wieland ist zugleich Vizepräsident des EU-Parlaments.

Dieses „Netzwerk von Expertinnen und Experten“ (Selbstdarstellung) vergibt jährlich Preise für „europapolitische Leistungen“. Geehrt wird in diesem Jahr der Deutschlandfunk. Kein Wunder, der Brüssel-Lautsprecher fönt seine Hörer von früh bis spät pausenlos mit EU-Propaganda. Dafür darf sich der Sender die „Europa-Lilie“ ans Revers stecken.

Die Verleihung der Anti-EU-Distel verdient es, ernst genommen zu werden.

Die „Europa-Distel“, der Negativ-Preis für „den größten europapolitischen Fauxpas“, geht jeweils an einen bösen EU-Kritiker. Den stacheligen Preis bekommt nun Henryk M. Broder, für dessen „unsachliche und polemische Europakritik“ in seinem Buch „Die letzten Tage Europas“ (JF 42/13).

Broder jubelt auf dem Blog „Die Achse des Guten“ über seine Anti-Ehrung: „Endlich! Geschafft! Ich hab den Preis!“ und fügt hämisch hinzu: „Sorry, lieber Hans-Werner Sinn, tut mir leid, lieber Jan Fleischhauer. Diesmal hab ich die Nase vorn!“ Spiegel-Autor Fleischhauer („Unter Linken“) kontert, er wolle nicht als schlechter Verlierer dastehen, überlege aber, die Wahl juristisch anzufechten. Broder habe „im Hintergrund massiv getrickst“ und seine Leser aufgerufen, im Internet für ihn abzustimmen. Laut Europa-Union haben sich an der Online-Wahl „weit über tausend Europainteressierte“ (also lächerlich wenige) beteiligt. Fleischhauer kommentiert augenzwinkernd, bei so einer Wahl sollte es fair zugehen, erst recht „wenn so große Dinge wie die europäische Idee auf dem Spiel stehen“.

Dabei ist der Spott eigentlich unangemessen. Die Verleihung der Anti-EU-Distel verdient es, ernst genommen zu werden. Es ist in Wahrheit eine ehrenvolle Auszeichnung für verdiente Patrioten. Glückwunsch, Herr Broder.

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