© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Aufgeschnappt
Demokratie in Praxis
Matthias Bäkermann

Die Zehntkläßler an der Fridtjof-Nansen-Realschule im westfälischen Gronau durften zur Europawahl allesamt noch nicht ihr Kreuzlein machen. Stattdessen waren die Schüler zur parallel stattfindenden „Juniorwahl 2014“ aufgerufen, um über den Politikunterricht hinaus demokratische Wahlen praxisnah zu erleben.

Kaum waren jedoch deren Stimmen ausgezählt, zürnte die Lehrerschaft, denn 25 Prozent der Schüler hatten für die NPD gestimmt. „Wir sind betroffen über die Meinungsäußerung unserer Schüler des zehnten Jahrgangs“, zitieren die Westfälischen Nachrichten am 28. Mai die offizielle Stellungnahme der Schule, die sich seit Jahren mit allerlei Projekten gegen Rechts engagiert. „Wir akzeptieren natürlich die Wahlfreiheit. Jeder darf die Partei wählen, durch die er vertreten werden möchte“, gibt sich Schulleiterin Hedwig Poll-Wolbeck ganz demokratiefest. Die angekündigte Tagesfahrt in den Freizeitpark werde aber für die Klasse kollektiv gestrichen. Schließlich nehme sich die Lehrerschaft als Konsequenz „auf die Provokation der Schüler“ damit jetzt auch nur ihre Wahlfreiheit, das „freiwillige Angebot des Ausflugs zum Phantasialand zurückzunehmen“, begründet Poll-Wolbeck in lupenreiner Rabulistik die Strafaktion.

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