© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Wohnungseinbrüche gehen durch die Decke
Kriminalitätsstatistik: Politik und Sicherheitsbehörden betrachten den Anstieg einzelner Deliktsfelder mit wachsender Sorge
Lion Edler

Die Kriminalitätsstatistik bereitet Politik und Sicherheitsbehörden Sorge: Zwar ist die Gesamtzahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,6 Prozent auf 5,961 Millionen Straftaten gesunken. Doch gleichzeitig entwickeln sich Eigentumsdelikte wie Autoklau, Wohnungseinbrüche und Taschendiebstähle zur Problemzonen.

So stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche nach einem Bericht der Welt am Sonntag auf fast 150.000, was einem Höchststand seit 2004 und einer Steigerung um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht – gegenüber den vergangenen fünf Jahren beträgt die Steigerung rund ein Drittel. Auch die Aufklärungsquote sank seit 2009 von 16,5 Prozent der gemeldeten Fälle auf 15,5 Prozent, dem schlechtesten Wert seit Mitte der neunziger Jahre. Die Zahlen gelten hier als besonders genau, da die Delikte in den allermeisten Fällen aus Versicherungsgründen angezeigt werden. Noch bevor Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Mittwoch die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik für 2013 vorstellten, waren die ersten Zahlen an die Öffentlichkeit gedrungen.

Auch die Zahl der Taschendiebstähle stieg um 15,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 135.000 Fälle. Trotz verbesserter Sicherungssysteme wurden wieder mehr Autos gestohlen, nämlich rund 37.500, was einer Steigerung von 0,5 Prozent entspricht. Die entsprechende Aufklärungsquote sank leicht auf 26,1 Prozent. Insgesamt machen Eigentumsdelikte einen Anteil von 40 Prozent an der Gesamtheit der Delikte aus (Rückgang um 0,1 Prozent).

Da „gefährliche und schwere Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen“ um 9,5 Prozent abgenommen haben, macht die Straßenkriminalität insgesamt noch rund 22 Prozent aller Delikte aus (Abnahme um 3,5 Prozent). Der Anteil der „nichtdeutschen Verdächtigen“ stieg um 7,2 Prozent auf knapp 540.000. Werden sogenannte ausländerspezifische Delikte wie unerlaubte Einreise nicht mit einbezogen, liegt der Anteil bei 22,6 Prozent.

Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen Stadt und Land, wobei Frankfurt am Main mit 16.292 Straftaten je 100.000 Einwohner statistisch von den Städten am unsichersten ist. Dies geht allerdings in erheblichem Maße auf Aufenthaltsdelikte von Personen zurück, die am größten deutschen Flughafen in Frankfurt landen; hinzu kommen Straftaten im berüchtigten Rotlichtviertel der Stadt. Das erklärt mit, warum Frankfurt in Hessen aus der Reihe fällt: Im Vergleich der Bundesländer ist Hessen das drittsicherste Flächenland. Bei den Städten wird Frankfurt gefolgt von Köln (15.009 Straftaten je 100.000 Einwohner), Berlin (14.908) und Düsseldorf (14.757).

Im Vergleich der Bundesländer rangiert Berlin vor den anderen Stadtstaaten Hamburg (13.700 Straftaten je 100.000 Einwohner) und Bremen (13.000); am besten schneidet Bayern ab (5.073), gefolgt von Baden-Württemberg (5.450). Der bayerische Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) führte die guten Zahlen seines Bundeslandes auf eine polizeiliche „Null-Toleranz-Strategie“ zurück, sowie auf besonders gute Ausstattung und stärkere Polizeipräsenz.

Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg von Fürstenwerth, erklärt sich die hohen Zahlen bei den Diebstählen damit, daß sich in den deutschen Haushalten immer häufiger hochwertige technische Geräte wie Mobiltelefone, Tablet-Rechner oder Digitalkameras befänden. „Zu oft finden Einbrecher nur wenig gesicherte Wohnungen und Häuser“, monierte Fürstenwerth.

Auch die Politik versucht bereits, Antworten auf die Statistiken zu geben. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Thomas Strobl forderte eine „konzertierte Aktion“ von Bund und Ländern gegen Einbruchsdelikte. Die steigende Nachfrage nach privaten Sicherheitsdiensten müsse „ein Weckruf für alle Innen- und Justizminister sein“, sagte Strobl der Welt.

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