© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Frisch gepresst

Heidegger und Augstein. Als Dokumentarfilmer und Medienforscher weiß Lutz Hachmeister natürlich, daß man bei Buchtiteln nicht zimperlich sein darf, wenn es gilt, die Absatzchancen zu erhöhen. Warum also nicht, wie jetzt in seiner Arbeit über das berühmte Spiegel-Interview Martin Heideggers, den ohnehin notorisch als „Nazi“ denunzierten Denker auch noch mit der SS verbandeln? Der Schein jedoch trügt. So abschreckend reißerisch, wie es der Untertitel androht, geht es bei der Analyse der medialen Selbstinszenierung des „Zauberers von Meßkirch“ nicht zu. Und zur SS hat nicht Heidegger eine Beziehung, sondern Rudolf Augstein, in dessen Nachrichtenmagazin sich nach der Ausbootung des „britisch-jüdischen Gründertrios“ Kader aus dem Sicherheitsdienst Reinhard Heydrichs installierten. So präsentiert Hachmeister mit Augstein und Heidegger vielmehr zwei idealtypische Biographien, die unterschiedliche Zugänge zum Zeitgeist der frühen Bundesrepublik eröffnen. Aber bei dem multiperspektivisch ambitionierten Versuch, zugleich etwas zur fehlenden „historiographisch zureichenden politischen Heidegger-Biographie“ beizusteuern, eine Forschungslücke in Sachen Spiegel zu verkleinern und einen Beitrag zur intellektuellen Geschichte der Bonner Republik zu liefern, überdehnt der überaus kenntnisreiche, nie langweilende Autor ein wenig seine Darstellungsfronten. (wm)

Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Propyläen Verlag, Berlin 2014, gebunden, 368 Seiten, Abbildungen, 22,99 Euro

 

Kirchenschändung. Der erbärmliche Zustand der jahrhundertealten christlichen Gebäude im türkisch besetzten Nordteil Zyperns dürfte allenfalls in jenem der deutschen Kirchen im russischen Teil Ostpreußens eine Analogie finden. Der Bildband des griechischen Kunsthistorikers Charalampos Chotzakoglou dokumentiert die geplünderten, geschändeten und verwüsteten Gotteshäuser, deren Ursprung teilweise bis in die frühen Tage des Christentums zurückreicht. Das Bildungswerk der FPÖ in Wien hat nun eine deutsche Ausgabe dieser beklemmenden „Bestandsaufnahme“ publiziert (kostenfrei unter bildungsinstitut@fpoe.at zu erwerben), die in puncto Kulturfrevel und religiöser Intoleranz ein bezeichnendes Licht auf die Türkei als EU-Beitrittskandidat wirft. (bä)

Charalampos Chotzakoglou: Religiöse Denkmäler im türkisch besetzten Zypern. Lefkosia 2013, broschiert, 157 Seiten, Abbildungen, kostenfrei

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