© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/14 / 13. Juni 2014

Prinz Felipe wird kommende Woche als Philipp VI. Spaniens neuer Monarch
Es lebe der König!
Michael Ludwig

Vater und Sohn unterscheiden sich in ihrem Naturell wie Feuer und Wasser – der Vater Juan Carlos, der nun seine Abdankung angekündigt hat, gilt als offen, herzlich, impulsiv und würzt öffentliche Auftritte mit launigen Bemerkungen und Witzen; sein Ruf als Lebemann ist legendär. Sohn Felipe wirkt hingegen wie ein in die Höhe geschossener Student – Körpergröße nahezu zwei Meter –, der sich in die Erwachsenenwelt verirrt hat. Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos von Bourbon und Griechenland, wie er offiziell heißt, geht seinen Verpflichtungen gewissenhaft nach, ist zurückhaltend, und es ist kaum vorstellbar, daß er nach einer anderen Frau Ausschau hielte als nach seiner eigenen.

Über seinen Vater entfernt mit dem Haus Battenberg, über seine Mutter mit den Häusern Hohenzollern und Hannover verwandt, wurde er seit seiner Kindheit darauf vorbereitet, König zu werden. Er machte Abitur in Kanada, studierte in Madrid Jura und an der Washingtoner Georgetown-Universität internationale Beziehungen. Seinen Vater vertrat er bereits auf Auslandsreisen, aber auch bei Auftritten zu Hause, etwa in Barcelona, denn Felipe spricht nicht nur fließend Englisch und Französisch, sondern auch Katalanisch. Und im Gegensatz zu seinem Vater lehnt er die Sezessionsbestrebungen der Katalanen nicht rundweg ab, sondern zeigt sich in dieser Frage verständnisvoller.

Nur einmal widersetzte sich Felipe den familiären Normen – 2004 heiratete er die bürgerliche, geschiedene TV-Journalistin Letizia Ortiz, was bei seinen Eltern gar nicht gut ankam. Das Paar hat zwei Töchter: Leonor (8) und Sofía (7). Die Ehe gilt als gut, auch wenn Letizia ihren Landsleuten immer wieder Sorgen bereitet, denn sie scheint von Mal zu Mal dünner zu werden. Privat pflegen beide einen bescheidenen Lebensstil; gehen gern ins Kino, in eine Pizzeria und besuchen Freunde zu Hause.

Der 46jährige Felipe tritt ein schwieriges Erbe an. Seit geraumer Zeit hat die spanische Monarchie mit einer tiefgehenden Vertrauenskrise zu kämpfen. Nach Juan Carlos’ verunglückter Elefantenjagd als Ehrenpräsident einer Tierschutzorganisation und der Verstrickung seines Schwiegersohnes in einen Korruptionsskandal sind die Sympathiewerte des Königs auf der Zehn-Punkte-Beliebtheitsskala von 7,5 auf 3,5 gerutscht. Inzwischen konnte er zwar wieder Boden gutmachen und liegt bei 6,9 Punkten. Doch laut Umfragen befürworten 49 Prozent der Spanier den Generationswechsel, 36 Prozent würden die Monarchie sogar am liebsten ganz abschaffen.

Die beiden großen Parteien, die konservative PP und die sozialistische PSOE, wollen nun Felipe den Weg ebnen, damit er am 19. Juni als Philipp VI. im Einklang mit der Verfassung den Thron besteigen kann. Doch die radikale Linke fordert weiter eine Volksabstimmung über die Frage, ob Spanien in eine Republik umgewandelt werden soll.

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