© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

„Der Druck wurde irgendwann zu groß“
CDU: Ein Facebook-Eintrag zum Strafgesetzbuch-Paragraphen 175 kostet Sven Heibel die politische Karriere
Henning Hoffgaard

Am Ende stand Sven Heibel fast allein in seiner Partei. Rücktrittsforderungen, Ausschlußverfahren, Drohungen. Sichtlich enttäuscht verließ der 32 Jahre alte Bürgermeister der 3.000-Seelen-Gemeinde Herschbach in Rheinland-Pfalz die CDU. Und das alles wegen eines Eintrags bei Facebook.

Dort schrieb Heibel Mitte Juni, die Streichung des Paragraphen 175 aus dem Strafgesetzbuch sei kein Grund zu feiern. Dieser stellte bis 1969 den Geschlechtsverkehr zwischen Männern unter Strafe. Danach nur noch den homosexuellen Mißbrauch von Minderjährigen. Schnell verbreitete sich Heibels Beitrag in den sozialen Netzwerken. Noch schneller allerdings verbreitete sich der Vorwurf, der Nachwuchspolitiker sei „schwulenfeindlich“.

Die Junge Union in Rheinland-Pfalz reagierte prompt und warf Heibel aus dem Landesvorstand. Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei forderten einen Rauswurf des Bürgermeisters aus der CDU. Heibel schwulenfeindlich? „Schwulenfeindlich bin ich natürlich nicht. Auch Homosexuelle dürfen sich frei entfalten und ihre Meinung äußern. Ich habe allerdings etwas gegen die sogenannte Homolobby“, sagt er der JUNGEN FREIHEIT. Nicht alles, was aus dieser Richtung kommt, müsse unterstützt werden. „Ich denke, der Staat sollte die Homosexualität nicht noch fördern und ein Stück weit glorifizieren.“ Heibel berichtet von Drohungen, hilfsbereiten Gemeindemitgliedern und dem Druck, der auf ihn ausgeübt wurde. Eines allerdings ärgert ihn besonders: das Verhalten seiner Parteifreunde. „Ich bin von weiten Teilen der Partei maßlos enttäuscht. Auch in der CDU ist die Lobby für Homosexualität größer als das Einstehen für die Meinungsfreiheit.“ Seine Schlußfolgerung: „Das C hat meiner Meinung nach in der CDU nichts mehr verloren.“

Kritik am Umgang mit dem Kommunalpolitiker kam nur vom rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Michael Billen (CDU). „Man hat versucht, sich von Herrn Heibel in einer Form zu distanzieren, die einer Volkspartei nicht würdig ist.“ Er bedauere, daß in der CDU versucht werde, jegliche Diskussionen zu unterbinden. Für Debatten ist es nun allerdings zu spät. „Der Druck wurde irgendwann so groß, daß ich zum Austritt gezwungen war“, sagt Heibel. Nach einer Pause werde er sich auch weiterhin politisch engagieren.

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