© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

„Ich bevorzuge eine Smith and Wesson“
JF-Interview mit einem konservativen Weltverbesserer, Waffennarren und Weintrinker
Christian Schwiesselmann

Herr Dr. Proebstl, was treibt Sie an bei Ihren schändlichen Gedankenverbrechen im Wochenabstand?

Proebstl: Reine Notwehr treibt mich an. Wissen’s, wenn Verzweiflung irgendwann in Zynismus umschlägt, muß es raus – und zwar alles! Der Marx hat a mal g’sagt: „Man muß den Verhältnissen ihre eigene Melodie vorspielen, um sie zum Tanzen zu bringen.“ Das Ganze gewürzt mit einer Portion Humor, denn der Gutmensch haßt es, wenn er ausg’lacht wird!

Sie lästern über Eurokraten, Migrantenversteher und Gutmenschen. Können Sie noch ruhig schlafen?

Proebstl: Bestens, ich bin ja selber Migrant und kenne meine Rechte in diesem wunderbaren Land. Leider ist es a bisserl von der Tyrannei des Durchschnitts befallen. Deswegen müssen jetzt wieder die Erwachsenen reden.

Das Klischee sagt: Zu einem dekadenten Konservativen gehört ein Glas Rotwein und ein entsicherter Revolver. Beides sieht man im Studio bei Ihnen. Welche Marken bevorzugen Sie?

Proebstl: Eindeutig eine sechsschüssige Smith and Wesson. Dazu trink ich einen Primitivo (was sonst?) aus Apulien. B’soffen schießt man nämlich besser. Das Phänomen kennen’s aus dem Golfsport. Die Hand ist ruhiger, und man macht sich weniger Gedanken. Übrigens, als dekadent würd’ ich mich nicht bezeichnen. Dann schon eher als kadent.

Warum das?

Proebstl: Vielleicht wissen’s noch aus dem Musikunterricht, daß eine Kadenz den letzten Takt füllt und schließt. Die Kadenz ist sozusagen das letzte musikalische Wort, das gesagt werden muß. Auch die Feuergeschwindigkeit von Maschinengewehren bezeichnet der Profi als Kadenz. Ich denke d’rüber nach, meine Kadenz zu erhöhen.

Heißt das, Sie wollen noch häufiger auf Sendung?

Proebstl: Blitzg’scheiter Redakteur!

Gestatten Sie eine letzte Frage: Was macht Herr Dr. Proebstl, wenn die Sendung im Kasten ist?

Proebstl: Ausruhn. Wie nach einem seelischen Stuhlgang. Pause für die Darmperistaltik, die nächste Woche schon den neusten Gutmenschentobak verdauern muß.

 

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