© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Haltungsnote
In Generationen denken
Christian Rudolf

Können Sie sich vorstellen, mit 87 noch immer ins Büro zu tapern? Heinz-Horst Deichmann sieht jeden Morgen nach dem Rechten. Es ist ja auch das Unternehmen, das er nach dem Krieg groß gemacht hat. Mit preiswertem Schuhwerk, das sich ein jeder leisten konnte. Oder er besucht die Filialen, manchmal an die 30 pro Woche, um zu hören, wo der Schuh drückt. Der „Doktor“, wie ihn die Mitarbeiter nennen, lebt und arbeitet sein ganzes Leben, wo er vor 87 Jahren geboren wurde: in Essen-Borbeck, wo noch heute der Stammsitz des Schuhgeschäfts liegt, das sein Vater 1913 gründete.

„Wir denken als Familie in Generationen und wollen, daß es auch denen, die nach uns kommen, bei Deichmann gut geht.“ Sämtliche prekären 450-Euro-Jobs ließ er zugunsten sozialversicherungspflichtiger Stellen abschaffen – ein Segen schon für die gegenwärtig Angestellten. Das operative Geschäft übernahm vor 15 Jahren Deichmanns Sohn. Lohn der Mühe sind 3.500 Filialen in 24 Staaten. Aus der Antwort auf die Frage an den Patriarchen, was sich hierzulande verändern müsse, spricht die Erfahrung eines Mannes, der sein Leben lang auf Gott hingeschaut hat: „In Deutschland ist die Moral abhanden gekommen. Das alte Gebot ‘Liebe deinen Nächsten’ wird zu wenig gelebt.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen