© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/14 / 11. Juli 2014

Umwelt
Fleisch geht um die Welt
Tobias Schmidt

Der Chinese ißt zuviel Fleisch, ruiniert dadurch seine Gesundheit und unser Klima.“ Solchen Feststellungen von der „gelben Gefahr in Fleischfarben“ tritt das ökosozialistische Wirtschaftsmagazin lunapark21 (lp21) entgegen. Das große Problem sei nicht China, sondern die industrialisierten Zentren Nordamerikas, Australiens und Europas, heißt es in der Rubrik „Quartalslüge“ (Heft 25). Der Fleischkonsum sei in China von 7,3 Kilogramm pro Kopf im Jahr 1980 auf 58,2 kg/Kopf im Jahr 2009 gestiegen. Die Fresser säßen aber in den USA (jährlich 125 kg/Kopf), Australien (121 kg) und Deutschland (88 kg).

Ruinierte afrikanische Bauernfamilien stehen als Wirtschaftsflücht-linge vor unserer Tür.

Mag sein, doch die Chinesen sind noch nicht satt. Der promovierte Agrarwissenschaftler Peter Clausing berichtet in derselben Ausgabe vom chinesischen Fleischriesen Shuanghui International. Dieser kaufte Ende 2013 den US-Marktführer Smithfield Foods auf – die größte chinesische Kapitalanlage in den USA aller Zeiten. Chairman Wan Long will damit „der wachsenden Nachfrage nach Schweinefleisch in China gerecht werden“. 24 Milliarden US-Dollar wird der neue Super-Konzern im Jahr 2014 umsetzen – und gehört damit zu den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt.

Indes ist der europäische Markt im wahrsten Sinne des Wortes gesättigt. Den milliardenschweren Fleischkonzernen bleibt nur der Ausweg, Gewinne über den Export zu steigern. Deutschland exportierte im Jahr 2000 noch 450 Tonnen Fleisch nach Afrika. 2011 waren es 38.000 Tonnen. EU-Subventionen sorgen dafür, daß unser Fleisch in Afrika die Kleinbauern aussticht. Der Effekt? In Deutschland tragen wir die Umweltschäden der Massentierhaltung, während zugleich die ruinierten afrikanischen Bauernfamilien als Wirtschaftsflüchtlinge vor unserer Türe stehen werden. Wir alle zahlen für die Gewinne weniger.

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