© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Börsenlatein für Anfänger
Anlegerwissen: Die Sparerfibel empfiehlt Mißtrauen gegenüber den Finanzberatern der Banken und rät Aktienmuffeln, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen
Christian Schwiesselmann

Szene aus dem Spareralltag: Post von der Hausbank. Die örtliche Sparkasse, in deren Aufsichtsrat je nach Landstrich Christ- oder Sozialdemokraten mit stattlichem Wohlstandsbauch präsidieren, teilt mit, daß die Sparbuchzinsen – leider, leider – abgesenkt werden müssen. Die Niedrigzinspolitik der EZB lasse keine andere Wahl. Omas Sparstrumpf, Opas Notgroschen – alles futsch.

Auch Uwe Lang, Klaus Haidorfer und Martin Blaschke vom Institut für angewandte Finanzmarktanalysen Swissinvest zweifeln, ob das Geld auf dem Bankkonto „noch sicher ist vor Zugriffen durch den Staat“. Gemeinsam haben sie ein Buch verfaßt, das alternative Anlageformen durchbuchstabiert: die Sparerfibel. „Die Mitarbeiter der Banken sind Verkäufer“, warnen die Schweizer Börsenexperten vor der Provisionsgier mancher Finanzberater. „Sie verkaufen gern die hauseigenen Fonds an den Mann oder die Frau. Jedenfalls vertreten sie die Interessen der Bank und nicht die des Anlegers.“ Zudem würden sie zu oft waghalsige Hebelzertifikate oder unrentable Aktien-, Anleihe- und Immobilienfonds sowie Lebensversicherungen empfehlen, an denen „zu viele Leute“ mitverdienten.

Der ehemalige Pfarrer Uwe Lang, der seit beinahe 25 Jahren mit den Börsensignalen die erfolgreichsten Anlegertipps herausgibt, hält wenig von Investments in Nanotechnologie, Gold, seltenen Erden, Riesterrenten, Streuobstwiesen oder obskuren Steuersparmodellen.

Kontrazyklisches Denken ist gefragt

Stattdessen plädieren Lang und seine Koautoren dafür, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: „Kaufen Sie Ihre Aktien selbst! Legen Sie zunächst Ihre monatlichen Beträge auf ein Konto und kaufen Sie immer dann Aktien, wenn wieder ein Betrag von 2.000 bis 3.000 Euro zusammengekommen ist.“ Die Profis raten, den Dax mit gewichtigen Titeln wie Volkswagen, BASF und Siemens nachzubilden und einzusteigen, wenn der Dax bis Ende Oktober um dreißig Prozent gefallen ist. Der Gang an die Börse lohne sich wegen der Depotgebühren aber nur für den, der mindestens 6.000 Euro auf der hohen Kante hat. Kontrazyklisches Denken ist gefragt: „Liest du in der Zeitung von Rekordgewinnen und Übernahmen, verkaufe!“

Die Sparerfibel der drei Gurus vermittelt Börsenlatein für Anfänger. Partiell vernebelt allerdings das kurzsichtige Renditedenken der Autoren reale Risiken – Euro-Krise, Inflation – erheblich.

Uwe Lang, Klaus Haidorfer, Martin Blaschke: Die Sparerfibel. Finanzbuch-Verlag, München 2014, 187 Seiten, broschiert, 9,99 Euro

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