© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

Spanien erhebt Steuern auf Sparguthaben
Der kommende Raubzug
Christian Schwießelmann

Null Komma null drei Prozent. Diese Zahl sollten wir uns merken. In den Gehirnen der spanischen Sparer ist sie schon fest verankert, denn exakt in dieser Höhe will die konservative Regierung alle Bankguthaben in dem einst stolzen Land besteuern. Rückwirkend. Unter dem Vorwand der Steuerharmonisierung trägt Ministerpräsident Mariano Rajoy damit den gigantischen Schuldenberg von fast einer Billion Euro ab, den die spanischen Parteien im Wählerbestechungswettkampf angehäuft haben.

Diese Zahl sollten wir uns auch deshalb merken, weil sie den Beginn einer neuen Epoche markiert. Die europäischen Wohlfahrtsdemokratien scheuen nicht mehr vor der offenen fiskalischen Repression ihrer Bürger zurück. Deren Widerstand ist dank elektronischem Steuervorabzug und sozialpolitischen Brosamen wie Kinder-, Eltern-, Wohngeld usw. ohnehin gebrochen. Wir sind mittlerweile dankbar, Steuern zahlen zu dürfen.

Was heute mit 0,03 Prozent noch unter der psychologischen Wahrnehmungsgrenze schlummert, könnte morgen auf eine Vermögensabgabe von zehn Prozent hinauslaufen. Die Pläne dazu liegen längst in den Schubladen von EZB und IWF. Das kälteste aller Ungeheuer streckt seine Hand nach dem Portemonnaie aller Fleißigen und Sparsamen. Die etatistischen Umverteilungsorgien werden erst enden, wenn der letzte Knochen des letzten Steuerzahlers abgenagt ist.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen