© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Es ging um die deutsche Ehre“, JF 30/14

Zu Guttenberg gerettet

Mein Großvater war im Zweiten Weltkrieg Adjutant bei Rommel. Im Zivilberuf war er Lehrer für Englisch und Französisch sowie Erdkunde am Gymnasium meiner Heimatstadt, in der er in den fünfziger Jahren auch mal Bürgermeister war. Abends pflegte er mit Rommel im Hotel Kaiserworth in Goslar am Marktplatz ein Bierchen zu trinken, auch tauschten sie sich darüber aus, wo wohl die Alliierten landen würden.

Nach dem 20. Juli 1944, in dessen Vorfeld ja auch Rommel in das Attentat auf Hitler eingeweiht worden war, war auch der Großvater von zu Guttenberg akut gefährdet, war er doch ebenfalls an der Verschwörung beteiligt. Obwohl sofort eine Urlaubssperre verhängt wurde, weil man alle Beteiligten erwischen wollte, hat mein Großvater dem Großvater von zu Guttenberg noch einen Urlaubsschein ausgestellt. Das Bataillon wurde nach Eszergom, der ungarischen Krönungsstadt, verlegt. Dort ist er dann wieder aufgetaucht. Mir ist das bekannt, weil mein Vater einen Brief in den Unterlagen seiner Mutter gefunden hat, in dem die Frau von zu Guttenberg bei meiner Großmutter anfragt, ob sie wohl wüßte, wo ihr Mann abgeblieben sei. Darüber informierte mich mein Vater, als zu Guttenberg Minister wurde. So hat also mein Großvater dem Großvater von zu Guttenberg das Leben gerettet.

Dr. Nikolaus Giers, Recke

 

 

Zu: „Mit Leib und Seele“ von Andreas Harlaß, JF 30/14

Fahnen wieder abgenommen

Die Deutschlandfahnen bei der Fußball-WM sind kaum ein Ausdruck von Patriotismus, es ist eher die Folklore eines Volksfestes. Wenn es Patriotismus wäre, hingen die Deutschlandfahnen das ganze Jahr. Aus Furcht vor der Politischen Korrektheit, genereller Distanz zum Deutschtum, der Angst, in die braune Ecke gestellt zu werden oder aus simpler Sorge um den Seelenfrieden werden die Fahnen sofort nach Fußballmeisterschaften wieder abgenommen. Nur bei uns nicht: Wir sind als deutsche Aussiedler abgehärtet vom Kommunismus.

Familie Kalisch-Tyc, Idstein-Taunus

 

 

Zu: „Aufzug des verlorenen Postens“ von Dirk Glaser, JF 30/14

Tragischer Ausgangspunkt

Über das Attentat des Grafen von Stauffenberg ist schon viel geschrieben worden, aber ein wichtiger Aspekt blieb auch hier unerwähnt: Dieses Attentat war in jeder Hinsicht vergebens, weil es eben auch den Krieg nicht beendet hätte, es sei denn um den Preis der bedingungslosen Kapitulation. Diese war von Roosevelt und Churchill schon 1943 gefordert worden, aber die Attentäter wären dieser Forderung mit Sicherheit nicht nachgekommen. Und hätte das Deutsche Reich tatsächlich bedingungslos kapituliert, so wäre wohl der Morgen­thau-Plan in Kraft getreten. Präsident Roosevelt war zu dieser Zeit noch im Amt, und er hatte damals schon seinen Finanzminister Morgenthau beauftragt, einen Plan zur endgültigen und nachhaltigen Zerstörung Deutschlands zu entwerfen. Das Ziel der Alliierten war offenbar nicht die Beseitigung Hitlers, sondern die Ausschaltung Deutschlands als Industrienation.

Bernd D. Hafenberg, Berlin

 

 

Zu: „Neue Wirklichkeit“ von Karl Feldmeyer, JF 30/14

Es zählt nur Merkels Macht

Wenn, wie Feldmeyer schreibt, Merkel versucht hat, diesen Spionagefall herunterzuspielen, um ihr Gesicht als Regierungschefin eines souveränen Landes zu wahren, so ist doch nicht vergessen, daß sie alles daransetzt, dieses Land seiner Souveränität zu berauben. Sie kennt nur eigenes Machtstreben. Es war paradox, auf der WM ihre schwarzrotgoldene fähnchenschwingende Begeisterung für Deutschland zu sehen. Hat sie doch mit Juncker und Schulz Leute in Stellung gebracht, die mit daran arbeiten, Deutschland als Nation abzuschaffen.

Manfred Tode, Kiel

 

 

Zur Meldung: „Ex-Soldaten sollen bei der Bahn einsteigen“, JF 30/14

Der Wachtmeister läßt grüßen

Im Königreich Preußen (bis 1918) erhielt jeder Berufssoldat den „Zivilversorgungsschein“, mit dem der Staat ihm nach seiner Entlassung nach zwölf Dienstjahren eine Anstellung garantierte. So wurden die „Zwölfender“ bei der Polizei, der Justiz, der Reichsbahn, der Reichspost, der staatlichen Verwaltung etwa in Landratsämtern, Regierungspräsidien, der Finanzverwaltung oder Forstverwaltung „untergebracht“. Sie hatten gelernt, Befehle entgegenzunehmen und auszuführen, ebenso wie Befehle zu erteilen und deren Vollzug zu überprüfen. Diese Männer wuden von den Bürgern, die wegen der allgemeinen Wehrpflicht sämtlichst gedient hatten, mit großem Respekt behandelt und waren das Rückgrat des preußischen Staates, der mit einer einmaligen Präzision funktionierte. Die Aussicht, bis zum Lebensende als preußischer Beamter mit Pensionsanspruch vom Staat versorgt zu werden, samt Familie, war ein verlockendes Angebot für jeden jungen Mann. Vielleicht besinnt man sich auf die alten Muster! Diese sollten gerade jetzt gelten, wo das Gespenst der späteren Arbeitslosigkeit und der Altersarmut jeden bedroht.

Zumeist erreichten die Zwölfender den Rang eines Feldwebels, der bei der Kavallerie (Reiterei) und bei der mit Pferden bespannten Artillerie „Wachtmeister“ hieß. Da die Gendarmerie beritten war, wurden die „Wachtmeister“ dorthin geschickt und man redete sie dort mit ihrer alten Dienstbezeichnung an, was noch heute, wenn auch unter anderen Umständen, immer noch der Fall ist.

Dr. jur. Ferdinand v. Pfeffer, Lünen

 

 

Zu: „Kinder lernen durch Vorbilder“ von Birgit Kelle, JF 30/14

Erziehung in der goldenen Stadt

Vor kurzem sah ich in Prag eine Tafel vor einem Café mit folgendem Angebot: „Kaffee: 65 Kronen / einen Kaffee bitte: 35 Kronen / Guten Tag, einen Kaffee bitte: 15 Kronen“.

Erziehung ist ein Prozeß, der das ganze Leben andauert! Leider führt die Hast und Hektik unserer Zeit dazu, Höflichkeiten und Freundlichkeiten immer mehr zu vernachlässigen, denn sie kosten nun mal Zeit, die ja angeblich aus Geld gemacht wird und somit kostbar ist.

Wenn sie in München in einen Kinderwagen schauen, dann bekommen sie den Eindruck, der Säugling ist auf dem Weg zum nächsten Termin und hat gerade keine Zeit, ihr Lächeln zu erwidern.

Dr. Peter Leibner, München

 

 

Zu: „Klimaschutz durch geteiltes Fahrglück“ von Christoph Keller, JF 30/14

Rettungseinsatz ohne Wert

Wieder geht es um den vielbeschworenen „Klimaschutz“. Daß es wärmer wird, steht in jedem Schulbuch. Allerdings sind dort Zeiträume angegeben, die für Politiker, selbsternannte Klimaexperten etc. nicht nachvollziehbar sind. Vor circa zehntausend Jahren war Nordeuropa von einer drei Kilometer hohen Eisschicht bedeckt. Durch das Abschmelzen des Eises stieg Skandinavien aus dem Wasser. Die 10.000 Jahre alte Wasserlinie ist an der norwegischen Küste in etwa 250 Metern Höhe gut zu erkennen. Die Ergebnisse des Wostok-Eiskerns lassen Temperatursprünge bis 35 Grad erkennen – in einem Zeitraum von 30 bis 40.000 Jahren. Es gibt sehr viele dieser Beispiele. Ein Satz aus dem Schulbuch der Mittelstufe von 1955 faßt zusammen. „Es gab bereits Zwischeneiszeiten mit wesentlich höheren Temperaturen als heute.“ Es darf bezweifelt werden, ob der „Klimaschutz“ einen Wert hat.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen

 

 

Zu: „‘Das ist nur die Spitze des Eisbergs’“, im Gespräch mit Daniele Ganser, JF 29/14

Logische Linie zu NSU-Mordserie

Vielen Dank für dieses Gespräch! Nach der anschließenden Lektüre seines Buches über die „Geheimarmeen der Nato“ ist es mir klargeworden, daß von den beschriebenen Strukturen eine gerade und logische Linie zu den NSU-Morden führt. Wer will daran zweifeln?

Dr. Hans-Ulrich Mayr, Winhöring

 

 

Zu: „Die Unbeugsame tritt ab“ von Gernot Facius, JF 29/14

Note „mangelhaft“

Der Rückzug Erika Steinbachs ist tatsächlich eine Zäsur, jedoch viel zu spät. Während ihres 16jährigen Wirkens als BdV-Vorsitzende seien „wichtige Weichen für unseren Verband und für Deutschland“ gestellt worden, wird sie zitiert. Ich frage mich: ja welche denn? Was hat sie denn für die deutschen Vertriebenen und deren Nachkommen, für unser Land letztlich erreicht? Der BdV mit seinen Landsmannschaften stellt in der politischen Agenda seit langer Zeit eine weitgehend zu vernachlässigende Größe dar. Frau Steinbach ist es zu keiner Zeit gelungen, dieser Entwicklung wenigstens innerhalb der CDU-/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages, der sie selbst seit Jahrzehnten angehört, Einhalt zu gebieten.

Dafür verschwieg sie stets die Existenz des „Vereins Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen (Thüringen), die als bislang einzige explizit den Millionen deutscher Opfer von Bombenkrieg, Flucht, Vertreibung, Hungerpolitik der Alliierten und Gefangenschaft sowie der zwei Millionen geschändeter deutscher Frauen und Mädchen gedenkt. Als Sprecherin jenes Volkes, das der größten Massenaustreibung der Weltgeschichte ausgesetzt war, muß ihr Wirken als „mangelhaft“ bezeichnet werden.

Dr. Eckhart Holtz, Gunzenhausen

 

 

Zur Meldung: „Staatsbetriebe erfüllen Frauenquote nicht“, JF 29/14

Keine Wahl, sondern Zwang

Es heißt hier, Kritiker monierten, „daß die starre Frauenquote Unternehmen vor die Wahl stelle, Führungspersonal nach Geschlecht und nicht Qualifikation zu rekrutieren“. Das ist falsch! Die Arbeitgeber werden eben nicht vor eine Wahl gestellt, sondern gezwungen, dies zu tun.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: „Eine günstige Gelegenheit genutzt“, JF 29/13 & „Ein Mord mit russischer Rückendeckung“ von Werner Lehfeldt, JF 27/14

Wahrheit vor Freiheit

Beide Darstellungen kommen dem Ursprung des Ersten Weltkrieges gewaltig näher. Noch in keiner Zeitschrift oder Gesprächsrunde habe ich es so deutlich gelesen oder gehört. Die meisten Politiker und fast alle Medien verweisen immer auf die angebliche Kriegslüsternheit von Kaiser Wilhelm II. Wir scheuen uns, auch hundert Jahre nach Beginn des Verbrechens an Europa, den wahren Aggressor – Rußland und Frankreich – als Kriegstreiber zu benennen. Rußland träumte vom Balkan und dem Zugang am Schwarzen Meer, Frankreich wollte Rache für 1870/71.

Hätte der Autor des Deutschlandliedes geahnt, wie verlegen seine Nachwelt ist, würde die dritte Strophe unserer Hymne vermutlich anders lauten: Aus der „Freiheit“ wäre die „Wahrheit (für das deutsche Vaterland)“ geworden. Entsprechend wären „Einigkeit und Recht und Wahrheit“ der „Freiheit Unterpfand“ gewesen.

Dr. Kurt Müller, Weil der Stadt

 

 

Zu: „Seinen Sonderweg immer weiter marschiert“ von Stefan Scheil, JF 29/14

Musterknabe der Umerziehung

Der Beitrag zum Tode des maßgeblichen Geschichtspolitikers Hans-Ulrich Wehler von Stefan Scheil trifft genau den richtigen Ton. Nur ein Jahr jünger als der Verstorbene, marschierte auch ich einst beim Jungvolk der Hitlerjugend mit, entschied mich später als Historiker – unter anderem als Biograph von Melitta Gräfin Stauffenberg – dennoch nicht für den Sonderweg eines Musterknaben der Umerziehung. Stefan Scheil hat das Wesentliche dieses Sonderweges in der Biographie Wehlers und seiner Aufkündigung des antitotalitären Konsenses so präzise dargestellt wie das geschichtlich Bedeutsame in seinen verdienstvollen Arbeiten und Büchern: Geschichte nicht als „Legitimitätswissenschaft der herrschenden Verhältnisse“ zur „Kontrolle der Siegermächte über das Land“, sondern als Tatsachenforschung mit quellenkritischem Bewußtsein.

Gerhard Bracke, Braunschweig

 

Bilanz vollständigen Scheiterns

Stefan Scheil seziert realistisch die Schwächen Wehlers, so seine Anerkennungsmanie (erst der Oder-Neiße-Linie, dann der DDR) und seine Nichtbereitschaft, ein einheitliches Deutschland zu denken, ja es überhaupt zu wollen. Die Wirklichkeit ist darüber hinweggegangen. Das sind eigentlich Brocken, groß genug, um das Werk eines Historikers als gescheitert zu betrachten. Wehler wirkte in einer Epoche, in der Zeitzeugen geradezu „auf der Straße lagen“. Leider hat er in seiner Position nicht zugegriffen. Wehlers Wirken ist unter dieser Prämisse sogar verhängnisvoll. Er hat viele seiner Schüler auf den falschen Weg geleitet. Es bleibt nur zu hoffen, daß diese innehalten und erkennen, wie fragwürdig ihr Vorbild war.

Gerolf Fritsche, Offenbach

 

 

Zu: „Historisches Kalenderblatt – 2. Juli 1989“, JF 27/14

Nicht richtig zitiert

Sie haben mich im historischen Kalenderblatt apostrophiert, aber nicht richtig zitiert: Ich habe auf dem Schlesiertreffen in Hannover das BVerfG zitiert, wonach das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 als Völkerrechtssubjekt nicht untergegangen sei. Die endgültige Festlegung der Nachkriegsgrenzen mußte in einem Friedensvertrag oder einem anderen Völkerrechtsvertrag erfolgen. Das ist im 2+4 Vertrag von 1990 geschehen.

Dr. Theo Waigel, Bundesminister a.D., München

 

 

Zum Fragebogen von Wolfgang Overath, JF 26/13

Da war die Welt noch in Ordnung

Als langjähriger Fan (seit der Hauptschule 1972!) des 1. FC Köln hat mich der Fragebogen zu Wolfgang Overath besonders gefreut. Hierzu eine Quizfrage: Es gab nur einen Verein, der zu den ersten drei gewonnenen Weltmeisterschaften (1954, 1974 und 1990) jeweils Spieler gestellt hat. Wie heißt der Verein? Richtig: der 1. FC Köln! Da war die Welt noch in Ordnung.

Bernd Brabänder, Mainz

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