© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Aufgeschnappt
Einfach unwürdig
Henning Hoffgaard

Für die Piratenpartei ist das alles eigentlich ganz klar: „Um allen Menschen eine würdige Existenz und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, werden wir uns für einen bundesweiten gesetzlichen Mindestlohn einsetzen.“ Klingt gut. Klingt sozial gerecht. Klingt so einfach.

Kompliziert wird es für die Piraten allerdings, wenn sie den Lohn plötzlich selbst zahlen müssen. Für ihre „Servicegruppe Presse“ sucht die Partei nun einen neuen Leiter. Was die Piraten erwarten? „Eine Tätigkeit in dieser Aufgabe von durchschnittlich 20 Stunden die Woche“ und wenn es geht „gerne mehr“. Was die Piraten zahlen? Nichts. Denn, jetzt kommt der Clou, das Ganze sei ja eine „ehrenamtliche“ Tätigkeit.

Schnöde Pressearbeit auf einer Stufe mit freiwilliger Feuerwehr, THW-Helfern und dem kirchlichen Engagement. Auf diese Idee wäre wahrscheinlich der schlimmste kapitalistische Ausbeuterbetrieb in Bangladesch nicht gekommen. Dabei fordert die Partei in ihrem Programm, daß „Leistung entsprechend gewürdigt“ werden müsse. Vielleicht reicht bei den Piraten als Würdigung ja ein freundliches Schulterklopfen völlig aus. Zumindest eines aber ist nun klar: Doppelmoral und Heuchelei sind einfach unbezahlbar.

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