© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/14 / 15. August 2014

Aufgeschnappt
Perfide Erinnerungen
Matthias Bäkermann

Jede Terminplanung sollte peinlich nach dem historischen Kalenderblatt des Zweiten Weltkriegs abgestimmt werden, um pikante Jahrestage zu umschiffen. Daran muß sich wohl die NPD künftig noch aufmerksamer halten, geht es nach den Weisungen des Landratsamts in Coburg. Immer noch im Mark erschüttert, einst von Hitler persönlich zur „ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands“ geadelt worden zu sein, lehnte die Behörde nun sicherheitshalber die Anmeldung eines Sommerfestes des dortigen NPD-Kreisverbandes ab. Dieses sollte unter Mitwirkung des frischen EU-Parlamentariers Udo Voigt ausgerechnet am 6. September 2014 auf einem Privatgrundstück stattfinden.

Damit konnte das Landratsamt gerade noch verhindern, daß die Rechtsaußenpartei eine „erhebliche Verletzung grundlegender sozialer oder ethischer Anschauungen“ begehen oder gar die just an diesem Tag mit seiner „gewichtigen Symbolkraft“ zum Tragen gekommene „Würde der Opfer“ verletzen könnte. Denn schließlich weiß doch jedes Kind, daß am 6. September 1944 der Einsatz der V2-Rakete gegen britische Städte begann. Ein Sommerfest siebzig Jahre später würde ganz perfide „den nationalsozialistischen Terror verharmlosen“.

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