© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/14 / 15. August 2014

Euro-Kritiker lockt das Gold
Alternative für Deutschland: Während die Bundespartei überlegt, mit Edelmetall zu handeln, klagt in Sachsen ein Vorstandsmitglied gegen die AfD
Marcus Schmidt

Gold hat auf die Menschen schon immer eine ungeheure Faszination ausgeübt. Doch daß nun auch die AfD in den Handel mit dem Edelmetall einsteigen will, überrascht dann aber doch. Auf seiner jüngsten Sitzung beauftragte der Bundesvorstand der Euro-Kritiker den Schatzmeister der Partei, Piet Leidreiter, mit einem professionellen Goldhändler einen Vertrag zum gewerblichen Goldhandel über das Internet auszuhandeln.

Die auf den ersten Blick etwas sonderbar anmutende Idee sei das Ergebnis eines „Brainstormings“ gewesen, das zum Ziel hatte, Möglichkeiten zu finden, um die Einnahmen der Partei zu erhöhen, sagte Parteisprecher Christian Lüth der JUNGEN FREIHEIT. Und tatsächlich hat sich der Goldkurs in den vergangenen Jahren trotz aller Rückschläge deutlich nach oben entwickelt. Laut Lüth soll der Handel, wenn denn ein entsprechender Vertrag zustande kommt, nicht im verborgenen stattfinden, sondern öffentlichkeitswirksam präsentiert werden.

Enttäuschung über hinteren Listenplatz

Nachdem die Pläne, für die im Vorstand Vertraulichkeit vereinbart worden war, nun vorzeitig bekannt wurden, sei der „politische Witz“ dieser geplanten Aktion allerdings dahin, bedauerte Lüth. Dennoch werde das Vorhaben, das von einigen Vorstandsmitgliedern durchaus kritisch gesehen wird, weiter geprüft. Auf der nächsten Vorstandssitzung könnte bereits eine Entscheidung darüber fallen, ob die AfD tatsächlich in den Goldhandel einsteigt, kündigte Lüth an.

Ganz andere Sorgen hat dagegen der sächsische Landesverband der AfD. Mitten im Wahlkampf muß sich die Partei in Sachsen mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Zulassung zur Landtagswahl am 31. August herumschlagen. Doch der Klage sieht die Partei gelassen entgegen. Diese sei in weiten Teilen textgleich mit einer im April vor dem Bundesverfassungsgericht eingereichten Klage gegen den Antritt der AfD zur Europawahl. Die Richter hatten den Schriftsatz nicht einmal zur Entscheidung angenommen. „Nach Auffassung des AfD-Landesvorstandes dürfte auch diese Verfassungsbeschwerde – ohne dem Verfassungsgerichtshof vorgreifen zu wollen – keine Aussicht auf Erfolg haben“, sagte AfD-Landeschefin Frauke Petry.

Brisant ist der Fall für die Partei dennoch. Denn der Kläger, Arvid Samtleben, gehört dem Landesvorstand der AfD an. Die Partei vermutet, daß der Beisitzer aus Enttäuschung vor Gericht gezogen ist, weil er nicht wie erhofft auf einen der vorderen – und damit aussichtsreichen – Plätze der Landesliste gewählt wurde. „Wir sehen der Verfassungsbeschwerde gelassen entgegen und behalten uns unsererseits rechtliche und parteirechtliche Schritte gegen die Falschbehauptungen von Arvid Samtleben vor“, sagte Petry. Der Imageschaden für die Partei durch den öffentlichen Streit mit einem Vorstandsmitglied sei dennoch bereits eingetreten.

Trotz dieser Querelen verläuft der Wahlkampf der Partei in Sachsen auch nach Einschätzung der Bundespartei ausgesprochen reibungslos. Der Landesverband gilt als gut organisiert und ist mit rund 700 Mitgliedern nach Berlin der stärkste in den östlichen Bundesländern. In den Umfragen liegen die Sachsen derzeit bei fünf bist sechs Prozent. Ähnlich sieht es auch in Brandenburg und Thüringen aus, wo jeweils am 14. September gewählt wird. Auch ohne Goldhandel also glänzende Aussichten für die AfD in den drei Bundesländern.

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