© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/14 / 15. August 2014

Dicke Geschäfte mit dem Elend: In Amerika blüht der Slumtourismus
Perverser Trend: Armut gucken
(ob)

Globalisierung bedeutet, daß sich die Kluft zwischen Arm und Reich täglich vertieft. Daher expandieren die Armutszonen vieler Städte in den USA und ähneln inzwischen den Slums Lateinamerikas. Die systemimmanente Antwort auf diesen Prozeß ist jedoch nicht Sozialpolitik, sondern Vermarktung des Elends in Form von „Slumtourismus“. Die Angebots-palette der Tourveranstalter ist weit gefächert, reicht von den Slums in Los Angeles bis zu den Favelas von Rio de Janeiro. Für Mexiko-Stadt gehören Erinnerungsfotos mit Drogenbaronen, Waffenschmugglern und Kriminellen jeglicher „Fachrichtung“ zum Standard dieser bizarren Variante von „Erlebnisurlaub“. Motiviert werden die Touristen durch das Versprechen, mit „authentischem Leben“ in Berührung zu kommen. Tatsächlich bediene man aber nur ihre von Büchern und Filmen wie „Slumdog Millionaire“ geprägten Erwartungen, wie die Münchner Ethnologin Eveline Dürr als Zwischenergebnis ihres von der DFG geförderten Projekts „Slumtourismus in den beiden Amerikas: Kommodifizierung von städtischer Armut und Gewalt“ festhält (DFG Jahresbericht 2013). Ziel ihrer mit Kollegen in London und Amsterdam betriebenen Forschungen sei es herauszufinden, wer vom Slumtourismus profitiere, wie Armut und Gewalt präsentiert würden.

www.dfg.de

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