© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/14 / 22. August 2014

Ausnahmezustand im amerikanischen Ferguson
Szenen eines Bürgerkriegs
Thorsten Hinz

Seit Tagen herrscht in der amerikanischen Kleinstadt Ferguson öffentlicher Aufruhr, nachdem ein unbewaffneter schwarzer Jugendlicher von einem weißen Polizisten erschossen wurde. Die vorwiegend weiße Polizei sagt: in Abwehr eines Angriffs. Die überwiegend schwarzen Demonstranten meinen: als Opfer rassistischer Willkür. Sie nennen den Polizisten einen „Mörder“, fordern seine Verhaftung und Aburteilung – de facto die staatliche Lynchjustiz im Namen des Antirassismus.

Über die Bildschirme flimmern Bürgerkriegsszenen aus einer fragmentierten Gesellschaft, die auch der erste schwarze Präsident nicht zusammenfügen kann. Die schlummernden Aggressionen brauchen nur den passenden Anlaß, wobei auffällt, daß nie Asiaten und vergleichsweise selten Latinos involviert sind. Die von Schwarzen erhobenen Klagen über anhaltenden Rassismus – den es zweifelsohne gibt – sind eine bequeme Art, sich in der Opferrolle einzurichten und eigenes Versagen als Anklage gegen Staat und Gesellschaft zu wenden.

Gerade diese Lesart wird von den deutschen Medien mit Inbrunst übernommen. Sie haben eine Scheu, sich den Frontverlauf künftiger Konflikte im eigenen Land auszumalen. Die unbequeme Wahrheit lautet nämlich, daß innerer Friede ein Mindestmaß an Homogenität voraussetzt.

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