© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/14 / 22. August 2014

Er suchte die Ränder
Nachruf auf den Kurator Peter Lang
Christian Dorn

Zuletzt dirigierte er „Das Mechanische Corps“ im Künstlerhaus Bethanien, das auf den Spuren von Jules Verne dem retardierenden Moment der Künste angesichts der ubiquitären Digitalisierung nachspürte (JF 25/14). Vorige Woche, am 11. August, starb völlig unerwartet mit erst 56 Jahren Peter Lang nach einem Herzinfarkt in einer Münchner Klinik. Lang wurde zu den profiliertesten Ausstellungsmachern Deutschlands gezählt und war der wohl originärste Kurator im mitteldeutschen Raum, der sich – mit „Sinn für Form und Tradition“ und gleichsam als „Grenzüberschreiter“ (Christoph Tannert) – der Wiedergewinnung der uns eigenen Geschichte widmete (JF 39/11, 41/11). Dabei, so der Künstler Hans-Hendrik Grimmling, habe Lang immer „die Ränder gesucht“. Als „unermüdlicher“ Geist sei er „im besten Sinne unruhig“ gewesen.

Der 1958 in Leipzig geborene Lang hatte Physik, Kulturwissenschaft/Ästhetik und Theaterwissenschaft studiert und lebte seit 1982 in Berlin. Er zählte zu den ersten Galeristen des Künstlers Neo Rauch, später reüssierte er mit kulturgeschichtlich geprägten Projekten, besonders in Zusammenarbeit mit dem Künstler Moritz Götze (JF 44/12). Vor allem sind hier zwei Projekte zu nennen: So wurde der DDR-Comic Mosaik von Hannes Hegen ins öffentliche Bewußtsein zurückgeholt und das umfangreiche Archiv des Zeichners geborgen, dessen Mosaik international einzigartig war in seiner Verbindung von Wissenskosmos und künstlerischem Anspruch. Bleibend ist auch die Entdeckung des isolierten Weltraumpioniers Karl Hans Janke, eines genialen Erfinders und Konstrukteurs, der „wegen wahnhaften Erfindens“ vier Jahrzehnte in der Psychiatrie lebte, und dem 2007 in Peenemünde die Schau „Karl Hans Janke vs. Wernher von Braun“ gewidmet wurde.

Zuletzt hatte Peter Lang unter anderem an einem Dokumentarfilm über den Halberstädter Dom gearbeitet.

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