© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/14 / 22. August 2014

Blick in die Medien
Ideologische Schlagseite
Toni Roidl

Die Beschwerdestelle des SWR hatte im Frühjahr viel zu tun. Auslöser war ein Bericht über Gegner des baden-württembergischen Bildungsplans, der vorsieht, Schülern „nachhaltig“ die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ beizubringen und sie frühzeitig mit „Regenbogenfamilien“ und „intersexueller Kultur“ bekanntzumachen. Der tendenziöse Filmbeitrag ließ Faxgerät und E-Mail-Postfächer überquellen.

In dem Bericht sprach der Redakteur von „Konfrontationen zwischen Bildungsplangegnern und -befürwortern“, so als ob Aggression und Gewalt von beiden Seiten ausgegangen wären und nicht wie tatsächlich einzig von linksextremen Störern. Der Moderator kündigte den Beitrag mit der Erklärung an, der Protestzug habe sich versammelt, um „gegen Toleranz“ zu demonstrieren. Die Demoteilnehmer wurden als „sogenannte Familienschützer“ und „christlich-fundamentalistische Kreise“ verunglimpft, die „teils homophobe Slogans“ skandiert hätten.

Ein Teil der kritischen Schreiben, die beim SWR eintrafen, liegt der JF exklusiv vor.

Dokumentiert sind solche Parolen nicht. Zudem unterstellte der Bericht die Anwesenheit „rechtsextremer Gruppen“. Diese wurden aber weder gezeigt, noch erklärte der Redakteur, um welche Gruppen es sich gehandelt haben soll. Kritik von Zuschauern war also vorprogrammiert. Ein Teil der Schreiben, die beim SWR eintrafen, liegt der JF exklusiv vor.Martin K. ärgert sich darüber, daß durch die „ideologische Schlagseite“ die gesetzlichen Rundfunkbeiträge nicht im Sinne des Informationsauftrages verwendet werden. Markus G. erinnert den Staatssender an die journalistischen Grundsätze der Unabhängigkeit und Wahrhaftigkeit und fordert eine Rüge für den Redakteur. Anna S. aus Hamburg stellt richtig, daß die Gegner des umstrittenen Bildungsplanes eben nicht gegen eine grundsätzliche Thematisierung von Homosexualität sind, sondern gegen deren Propagierung bei gleichzeitiger Abwertung der traditionellen Familie. Mehrere Rundfunkrat-Mitglieder kritisierten später die Sendung. Folgen hat das jedoch keine.

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