© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/14 / 22. August 2014

Meldungen

Ukraine: Vorwiegend Opferperspektiven

München. Rund 25 Prozent der Holocaustopfer stammten aus der Ukraine – und an ihrer Verfolgung und Ermordung waren auch zahlreiche Ukrainer beteiligt, oft als Polizisten oder Milizionäre in Diensten der SS-Einsatzgruppen. Trotzdem klafft im kollektiven Gedächtnis des osteuropäischen Volkes eine veritable Erinnerungslücke, was den Mord an den Juden betrifft. Zu den Gründen hierfür schreibt der Berliner Historiker Grzegorz Rossolinski-Liebe in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte (3/2014): Die einstigen Kollaborateure der Besatzungsmacht seien zumeist ins Exil in den Westen gegangen, wo man unter den Bedingungen des Kalten Krieges darauf verzichtete habe, ihre Beteiligung an den „ethnischen Säuberungen“ zu thematisieren. Zudem erlaube die Berufung auf den Holodomor, also die große Hungersnot von 1932/33 infolge der rücksichtslosen Stalinschen Politik der Kollektivierung, den Ukrainern bis heute, sich als Opfergruppe hinzustellen, welche letztendlich sogar noch stärker gelitten habe als die Juden. (wk)

www.ifz-muenchen.de

 

Großes Südseeimperium beherrschte Zentralpazifik

Washington. Auf Tongatapu, der Hauptinsel des Tonga-Archipels, befinden sich gewaltige Ruinen aus Kalksteinblöcken, welche eine Fläche von fünfzig Hektar bedecken: die Grabmale der Tiu Tonga, also der Könige, die um 1350 n. Chr. die Inselgruppe beherrschten. Dazu kommen die Reste von Kanuhäfen, Straßen, Badebrunnen und anderen Infrastruktureinrichtungen einer altertümlichen Stadt namens Tapaha. Nach Ansicht von Geoffrey Clark von der Australien National University in Canberra handelt es sich hierbei um das Zentrum eines Imperiums, welches weite Teile des Zentralpazifiks kontrollierte. Dies schloß er aus den Ergebnissen der Analyse von 599 Steinfragmenten: Viele der bearbeiteten Brocken kamen von weither – einer sogar aus dem 2.500 Kilometer östlich liegenden Tahiti (Online-Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences, 7/2014). Allerdings bleibt offen, ob die Macht des Tiu-Tonga-Staates auch bis zu diesen fernen Inseln reichte, denn nur dann könnte man zu Recht von einem Imperium sprechen. (wk)

www.pnas.org

 

Erste Sätze

Dem deutschen Volke übergebe ich dieses Buch: es will seine Aufmerksamkeit auf einen seiner größten Dichter lenken.

Ernst August Georgy: Die Tragödien Friedrich Hebbels nach ihrem Ideengehalt, Leipzig 1904

 

Historisches Kalenderblatt

27. August 1954: Frankreich lehnt das Angebot der Volksrepublik Polen unter ihrem Staatsratsvorsitzenden Aleksander Zawadzkis ab, einen gegen die Bundesrepublik und die Nato gerichteten Beistands- und Nichtangriffsvertrag abzuschließen.

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