© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

Björn Höcke. Wer ist der Mann, der die AfD in Thüringen in den Landtag führen will?
Der Unbekannte
Marcus Schmidt

Björn Höcke ist Lehrer aus Leidenschaft. Die Arbeit mit den Schülern sei seine Berufung, sagt der 41jährige. Trotzdem könnte es damit nach dem 14. September vorbei sein. Denn Höcke tritt als Spitzenkandidat für die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen an. Und seine Chancen stehen gut: In den Umfragen liegt die Partei derzeit bei fünf Prozent.

Bis auf eine kurze Episode als Jugendlicher in der Jungen Union („Dafür schäme ich mich heute“) sei er zuvor noch nie parteipolitisch aktiv gewesen, versichert Höcke, der mittlerweile auch Landeschef der AfD in Thüringen ist. Er habe sich daher jetzt nicht leichtfertig in das Abenteuer Politik gestürzt. Für ihn sei die AfD kein bloßer Zeitvertreib oder der Versuch, eine neue Karrierechance zu nutzen. „Der Leidensdruck war einfach zu groß geworden“, sagt er und verweist auf die grassierende Politikverdrossenheit. „Die Altparteien werden von den Bürgern nur noch als Einheitsfront wahrgenommen und sind ununterscheidbar“, beklagt Höcke. Der AfD schreibt er nicht weniger als eine historische Mission zu: Sie sei die letzte Chance, die Demokratie in Deutschland wiederzubeleben und vor dem Absterben zu bewahren, ist Höcke überzeugt. Der Anspruch an sich selbst ist dabei hoch: „Politiker müssen eine wertsetzende Elite sein.“

Björn Höcke ist im besten Sinne des Wortes ein politischer Überzeugungstäter. „Ich komme aus einem hochpolitischen Elternhaus“, erzählt er. Früh sei es dabei am Mittagstisch auch schon um die Auswüchse des Parteienstaats gegangen. Geboren wurde Höcke im westfälischen Lünen, aufgewachsen ist er in der Nähe von Koblenz. Zum Lehramtsstudium – Sport und Geschichte – ging er ins hessische Gießen. Nun also Thüringen. Mit seiner Familie wohnt der Vater von vier Kindern nahe der Grenze zu Hessen. Im Nachbarland unterrichtet der Oberstudienrat an einem Gymnasium in Bad Sooden-Allendorf.

Wer mit dem Oberstudienrat spricht, merkt schnell, daß er sich mit den Themen, die ihn politisch umtreiben – dazu gehören auch die Auswüchse der Political Correctness, die demographische Krise und die Bildungspolitik – nicht erst seit gestern beschäftigt. Höcke wägt jedes Wort genau ab. Von ihm hört man nichts Unüberlegtes. Bei seinen politischen Schwerpunkten, seinen „Metathemen“, hat er sich – schon ganz Politiker – mittlerweile eingängige Standarderklärungen zurechtgelegt.

Wie die Spitzenkandidaten der AfD in Sachsen und Brandenburg, Frauke Petry und Alexander Gauland, zählt auch Höcke in seiner Partei zu den Konservativen. „Wer in meine Bücherregale guckt, weiß, wo ich politisch stehe“, sagt Höcke. Konservatismus bedeute für ihn dabei in erster Linie, anti-ideologisch zu sein, unterstreicht der AfD-Politiker: „Ich verachte nichts so sehr wie Ideologien!“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen