© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

KfW-Studie preist den Unternehmergeist von Zugewanderten
Die Realität verbiegen
Christian Schwiesselmann

Jeder fünfte Unternehmensgründer 2013 war ein Migrant. Mit 21 Prozent aller Neugründungen lag ihr Anteil höher als ihr Bevölkerungsanteil von 18 Prozent. Die Zahlen stammen aus dem Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), den die Forschungsabteilung der größten nationalen Förderbank ausgewertet hat. „Migranten beleben das Gründungsgeschehen“, verpackte die KfW ihre Botschaft politisch korrekt.

Begierig sogen die multikulturellen Leitmedien die Nachricht auf: Die Deutschen könnten von den Migranten lernen, stimmte Spiegel Online die bekannte Ode von der Kulturbereicherung an. Auf dieser Welle ritt auch die Deutsche Welle: „Immer mehr Migranten als Firmengründer“, echote der steuergeldfinanzierte Auslandssender, obwohl der Migrantenanteil bei den Neugründungen 2008 mit 24 Prozent höher lag.

Ein Blick in die KfW-Studie „Existenzgründungen durch Migranten: Gründungslust belebt das Geschehen“ hätte ein differenziertes Bild vom Unternehmungsgeist der Zugewanderten befördert. Zum einen sind die Migranten im Durchschnitt jünger als die Einheimischen, insofern ist die leicht überdurchschnittliche Gründungsaktivität verständlich. Zudem entspricht die ethnische Herkunft der Gründer – 21 Prozent Türken, 10 Prozent Russen, 7 Prozent Polen, 5 Prozent Italiener – laut Studie „ungefähr auch ihren Bevölkerungsanteilen“.

Zweitens steigen Migranten überdurchschnittlich häufig in die Handelsbranche ein. Man muß dahinter nicht den berühmt-berüchtigten türkischen Gemüsehändler, den russischen oder polnischen Auto- oder Baumaschinenexporteur wittern, um zu erkennen, daß es sich dabei um wenig wertschöpfende, innovative Unternehmen handelt. Die Studie bestätigt das: „Gut jeder vierte der gründenden Migranten startete im Handel. Es ist anzunehmen, daß viele über gute Kenntnisse ihrer Heimatmärkte verfügen und bei günstigen Geschäftsgelegenheiten deshalb im Handel aktiv werden“, sagt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

Drittens dürften zahlreiche Migranten-Unternehmen „Notgeburten“ sein, weil der reguläre Arbeitsmarkt Einwanderern aufgrund eines signifikant schlechteren Qualifikationsniveaus oft versperrt ist. Auch dafür finden sich in der Studie Belege: 44 Prozent von ihnen müssen den Sprung in die Selbständigkeit wagen, weil sie über keinen Berufsabschluß verfügen. Insgesamt betrifft dies nur 23 Prozent.

Schließlich geraten zugewanderte Gründer mit 25 Prozent häufiger in finanzielle Schwierigkeiten als der Durchschnitt mit 17 Prozent. Daher ist auch ihre Abbruchquote deutlich höher. Vergebens versuchen die KfW-Forscher die kulturellen Differenzen auf soziale – Alter, Arbeitslosigkeit, Benachteiligung – zu reduzieren und die Realität zu verbiegen. Doch die eigenen Zahlen weigern sich.

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